2.1. Formalitäten und Bedingungen für Registrierung und Anmeldung
Eine weitere Zulassungsbedingung lautet, dass Bewerber zum Zeitpunkt der Prüfung normalerweise in einem Vertragsstaat mindestens drei Jahre in Vollzeit auf dem Gebiet der europäischen Patentanmeldungen und Patente tätig gewesen sein müssen, wie in Art. 11 (2) bis (5) VEP und R. 15 ABVEP näher ausgeführt wird (bei der Vorprüfung wird der Zeitraum um ein Jahr verkürzt, Art. 11 (7) VEP). Bewerbern, die einen Spezialstudiengang von mindestens einem akademischen Jahr auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes erfolgreich abgeschlossen haben, kann eine Verkürzung dieser Beschäftigungszeit um sechs Monate gewährt werden (R. 16 (1) ABVEP).
Diese Berufserfahrung kann zum einen dadurch erworben werden, dass der Bewerber gemäß Art. 11 (2) a) i) VEP ein Praktikum unter Leitung und als Assistent eines oder mehrerer zugelassener Vertreter vor dem EPA ableistet. In D 4/86 (ABl. 1988, 26) wird ausgeführt, dass die entsprechende Vorschrift (Art. 7 (1) b) i) VEP 1977, wie geändert), nur erfüllt ist, wenn die Bedingungen, unter denen der Praktikant sein Praktikum absolviert hat, gewährleisten, dass er als Assistent eines zugelassenen Vertreters laufend an Tätigkeiten im Zusammenhang mit europäischen Patentanmeldungen beteiligt war, für die der zugelassene Vertreter in Wirklichkeit verantwortlich war. In D 14/93 (ABl. 1997, 561) wurde darauf hingewiesen, dass die nachzuweisende Beschäftigung nicht bei einem Rechtsanwalt abgeleistet werden kann, der nicht in die Liste der zugelassenen Vertreter eingetragen ist, und zwar auch dann nicht, wenn der Rechtsanwalt außerdem Patentanwalt nach nationalem Recht ist (s. Art. 134 (7) EPÜ 1973, vgl. Art. 134 (8) EPÜ). Die in Art. 7 (1) b) VEP 1991 genannten Tätigkeiten setzen natur- oder ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse voraus, die für Tätigkeiten, die im Zusammenhang mit europäischen Patentanmeldungen und Patenten anfallen, erforderlich sind; Rechtsanwälte besitzen diese für die Eigenschaft als Ausbilder notwendigen Kenntnisse in der Regel nicht. In D 25/96 (ABl. 1998, 45) wurde festgestellt, dass die nachzuweisende Beschäftigung nicht bei einem freiberuflich tätigen deutschen Patentanwalt abgeleistet werden kann, der nicht in die Liste der zugelassenen Vertreter eingetragen ist.
Zum anderen kann ein Bewerber die vorgeschriebene Beschäftigungszeit gemäß Art. 11 (2) a) ii) VEP als Angestellter ableisten. Die entsprechenden Voraussetzungen sind nicht erfüllt, wenn die Vertretung des Arbeitgebers vor dem EPA nicht gemäß Art. 133 (3) EPÜ durch den Bewerber, sondern durch externe Patentanwälte erfolgt ist oder wenn die Haupttätigkeit des Bewerbers auf dem Gebiet nationaler oder internationaler Patentanmeldungen und Patente lag (D 6/10, unter Bezugnahme auf D 12/06 und D 13/06; s. auch D 11/11, unter Bezugnahme auf D 32/07; ferner D 1/12 bis D 4/12). In Anbetracht des Regelungsgehalts von Art. 11 (2) a) ii) VEP kann nicht zwischen einem (bloßen) Beschäftigungsverhältnis einerseits und patentrechtlichen Tätigkeiten andererseits unterschieden werden. Ein Beschäftigungsverhältnis kann nur dann anerkannt werden, wenn und solange ein Bewerber für seinen Arbeitgeber vor dem EPA handeln konnte und tatsächlich handelte. Insoweit muss er vom Arbeitgeber bevollmächtigt sein. Jedoch reicht die formale Bevollmächtigung des Bewerbers an sich nicht aus, da diese die verlangte faktische und konkrete Tätigkeit als Vertreter an sich nicht prüfen lässt (D 1/13).
In D 16/04 bestätigte die Kammer die Praxis des Prüfungssekretariats, wonach nur Zeiten der Berufstätigkeit nach Erlangung des vorgeschriebenen Hochschulabschlusses als mit Art. 10 VEP 1994 vereinbar anzusehen sind. Wie die Kammer ausführte, wird in Art. 10 (1) VEP 1994 zuerst erwähnt, dass Bewerber ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Hochschuldiplom oder eine gleichwertige Qualifikation erworben haben müssen, und dann auf die Voraussetzungen nach Absatz 2 verwiesen, dem zufolge im Zeitpunkt der Prüfung ein dreijähriges Praktikum auf Vollzeitbasis abgeleistet worden sein muss. Die jeweils erforderliche Praktikumsdauer leitet sich von dem vor Praktikumsbeginn erworbenen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Abschluss des Bewerbers ab und nicht umgekehrt. S. auch D 6/08. Dies ist nun eine Bedingung gemäß Art. 11 (3) VEP, der in Verbindung mit R. 15 (2) ABVEP auch festlegt, wie Zeiten der Berufstätigkeit bei der Ermittlung der Gesamtbeschäftigungszeit zusammengerechnet werden können.
Die nach Art. 11 (2) a) VEP erforderliche Beschäftigungszeit kann um bis zu ein Jahr verkürzt werden, wenn der Bewerber beim EPA oder dem nationalen Patentamt eines Vertragsstaats als Prüfer tätig war (R. 16 (2) ABVEP). Art. 11 (2) b) VEP sieht vor, dass Bewerber, die im Zeitpunkt der Prüfung mindestens vier Jahre als Prüfer beim EPA tätig waren, ohne vorgängiges Praktikum nach Art. 11 (2) a) VEP zugelassen werden können. In D 19/04 wies die Beschwerdekammer darauf hin, dass die entsprechende Vorschrift Art. 10 (2) b) VEP 1994 eine Regelung für EPA-Prüfer darstelle, bei denen aufgrund ihrer Berufserfahrung angenommen werden könne, dass sie umfassende Kenntnisse des europäischen Patenterteilungsverfahrens haben. Die Berufserfahrung langjähriger Prüfer nationaler Ämter könne nicht mit derjenigen von EPA-Prüfern gleichgesetzt werden.