4.2. Formulierung der objektiven technischen Aufgabe
Nach ständiger Rechtsprechung ist die technische Aufgabe einer Erfindung so zu formulieren, dass sie keine Lösungsansätze enthält oder teilweise die Lösung vorwegnimmt; denn das Einbeziehen eines Teils eines Lösungsgedankens aus der Erfindung in die Aufgabe muss bei der Bewertung des Stands der Technik unter dem Aspekt dieser Aufgabe zwangsläufig zu einer rückschauenden Betrachtungsweise der erfinderischen Tätigkeit führen (s. z. B. T 229/85, ABl. 1987, 237; T 99/85, ABl. 1987, 413; T 289/91, ABl. 1994, 649; T 986/96; T 799/02; T 2461/11; T 1252/14; T 1230/15; T 2690/16; T 686/18).
In T 800/91 wurde hervorgehoben, dass die gestellte Aufgabe eine Aufgabe sein sollte, die der Fachmann, der nur den Stand der Technik kennt, tatsächlich zu lösen wünscht. Die Aufgabe sollte nicht tendenziös so formuliert werden, dass die Entwicklung einseitig in Richtung der beanspruchten Lösung gelenkt wird.
Im Hinblick auf die korrekte Vorgehensweise bei der Formulierung der Aufgabenstellung stellte die Kammer in T 1019/99 fest, dass sie darin besteht, eine Aufgabe zu wählen, deren technische Wirkung sich genau auf die Merkmale stützt, durch die sich der Anspruch vom Stand der Technik unterscheidet, und die so spezifisch wie möglich ist, ohne Teile der Lösung oder Lösungsansätze zu enthalten (als ständige Rechtsprechung z. B. in T 698/10, T 826/10, T 143/12 angeführt; s. auch T 1557/07, T 97/13, T 1230/15, T 67/16, T 1861/16).
In T 910/90 wurde festgestellt, dass die technische Aufgabe einer Erfindung so zu formulieren ist, dass sie keine Lösungsansätze enthält; bei der Bestimmung der objektiven Aufgabe müssen der nächstliegende Stand der Technik und der durch den Unterschied der Erfindung hierzu eventuell vorhandene technische Fortschritt berücksichtigt werden. Dabei kommt es nicht darauf an, ob die objektive Aufgabe bereits im nächstliegenden Stand der Technik angesprochen wurde, sondern darauf, was der Fachmann beim Vergleich des nächstliegenden Stands der Technik mit der Erfindung als Aufgabe objektiv erkennt. S. auch T 214/01.
- T 605/20
Catchword:
The undesired phenomena observed in the patent with the use of the prior art compositions would not inevitably manifest themselves upon the practical implementation of the teaching of the prior art. The recognition of the relevance of these phenomena should therefore be considered to form part of the technical contribution described in the patent. A specific reference in the formulation of the objective technical problem to the avoidance of these phenomena risks to unfairly direct development towards the claimed solution, which is not permissible in line with the principles as developed in the established jurisprudence (see reasons section 4.2.3).
- Sammlung 2023 “Abstracts of decisions”
- Jahresbericht: Rechtsprechung 2022
- Zusammenfassungen der Entscheidungen in der Verfahrensprache