10. Sekundäre Beweisanzeichen für das Vorliegen erfinderischer Tätigkeit
Ist bei stagnierendem Stand der Technik bis zur Erfindung ein langer Zeitraum verstrichen, so kann dies ein Anzeichen für das Vorliegen erfinderischer Tätigkeit sein, sofern während dieser Zeit ein dringendes Bedürfnis zur Verbesserung nachweisbar bestanden hat (s. T 109/82, ABl. 1984, 473; T 555/91; T 699/91). Dieses Beweisanzeichen hängt eng mit den positiven Beweisanzeichen Zeitfaktor und Alter der Entgegenhaltung zusammen.
In T 605/91 stellte die Kammer fest, dass es nicht ausreiche, wenn lediglich ein einzelner Fachmann ein "seit Langem bestehendes Bedürfnis" entdecke. Nur wenn verschiedene, wiederholte Versuche erkennbar seien, die betreffenden Nachteile zu überwinden, scheine ein solches Bedürfnis seit Langem bestanden zu haben.
In T 1014/92 ließ die Kammer das weitere Argument des Beschwerdeführers nicht gelten, wonach die lange Zeitspanne (rund 35 Jahre), in der die Druckschriften 1 und 2 der Öffentlichkeit zugänglich gewesen seien, ohne dass sie miteinander kombiniert worden wären, an sich schon ein zwingender Beweis dafür sei, dass zwischen beiden kein augenfälliger Zusammenhang bestehe. Die Kammer vertrat die Auffassung, dass diese Schlussfolgerung nur dann gezogen werden könnte, wenn zu dem Zeitbeweis noch ein weiterer Beweis wie z. B. ein seit Langem bestehendes Bedürfnis hinzukäme (s. auch T 1183/06).
In T 271/84 (ABl. 1987, 405) stellte die Kammer Folgendes fest: Ist ein Verfahren seit über 20 Jahren trotz damit verbundener wirtschaftlicher Nachteile erfolgreich kommerziell durchgeführt worden und löst die beanspruchte Erfindung die technische Aufgabe der Beseitigung dieser Nachteile, so spricht dies für erfinderische Tätigkeit.
- T 1246/21
Catchword:
Since Article 56 EPC and the final stage of the problem‑solution approach both consider what is obvious to a person skilled in the art, an inventive step cannot be denied solely on the finding that the claimed subject-matter is not directly and unambiguously disclosed from the combination of two documents. In other words, when considering the question of whether an invention is obvious starting from a document representing the closest prior art in combination with another document, it is not the mere sum of the teachings of these two documents that has to be considered; the skilled person's common general knowledge and skills must also be taken into account when combining the two documents.