3.1. Bindung an die Anträge – Verbot der "reformatio in peius"
In T 1178/04 (ABl. 2008, 80) stellte die Kammer fest, dass das Verbot der "reformatio in peius" keine Anwendung finde, wenn es um die Berechtigung einer Person zur Teilnahme am Verfahren gehe; hierbei sei zu berücksichtigen, dass dieses Verbot hauptsächlich von dem im deutschen Recht fest verankerten Grundsatz des Verschlechterungsverbots übernommen worden sei. Dieses Prinzip finde keine Anwendung in Fällen, in denen a) Verfahrensvoraussetzungen für die Stellung von Anträgen vor Gericht bestünden und b) diese Voraussetzungen unverzichtbarer Art seien, sodass sich das Gericht selbst vergewissern müsse, dass sie erfüllt seien. Bei Patentverfahren wie dem vorliegenden umfassten derartige Voraussetzungen die Zulässigkeit des Einspruchs selbst sowie die Parteifähigkeit der betreffenden Person.
Unter Verweis auf T 1178/04 stellte die Kammer in T 384/08 fest, dass die Zulässigkeit des Einspruchs eine unverzichtbare prozessuale Voraussetzung der sachlichen Prüfung des Einspruchsvorbringens in jedem Verfahrensstadium ist. Die Kammer hatte die Frage der Übertragung der Einsprechendenstellung daher von Amts wegen zu prüfen, bevor sie in der Sache entscheiden würde.
- T 727/19
Catchword:
1. The Guidelines, Part E, Chapter XI, set out the procedure whereby the reasons of a responsible superior's decision rejecting a challenge to the impartiality of a division can be appealed. This procedure does not make the responsible superior's decision formally appealable (Reasons 2.3 and 2.4).
2. The unexplained omission of the reasons of the responsible superior's decision from the final decision of the division justifies the suspicion of partiality and constitutes a substantial procedural violation (Reasons 2.9 and 2.15).
3. The principle of the prohibition of "reformatio in peius" is not applicable where a case is to be remitted to a division in a new composition because of a suspicion of partiality (Reasons 5.5 and 5.6).
- T 882/17
Catchword:
If the opponent is the sole appellant against an interlocutory decision maintaining a patent in amended form, an objection related to the inadmissibility of the opposition is subject to the principle of the prohibition of reformatio in peius. In such a procedural situation, the Board is prohibited from ordering the maintenance of the patent as granted due to the inadmissibility of the opposition (Reasons 3.19).
- Jahresbericht: Rechtsprechung 2022
- Zusammenfassungen der Entscheidungen in der Verfahrensprache