1. Zusammensetzung der Entscheidungsorgane der ersten Instanz
In T 390/86 (ABl. 1989, 30) stellte die Kammer fest, dass eine in der mündlichen Verhandlung verkündete Entscheidung im Namen der für das Verfahren bestimmten Mitglieder schriftlich abgefasst werden muss und deren Auffassung wiedergeben muss. Die schriftliche Begründung einer in einer mündlichen Verhandlung verkündeten Entscheidung kann nur von den Mitgliedern des Spruchkörpers unterzeichnet sein, die an der mündlichen Verhandlung teilgenommen haben. Das gilt auch dann, wenn zwischen der mündlichen und der schriftlichen Entscheidung ein Verfahren nach R. 58 (4) EPÜ 1973 stattgefunden hat. Wird die schriftliche Begründung von Personen unterzeichnet, mit denen die Einspruchsabteilung in der mündlichen Verhandlung nicht besetzt war, so ist die Entscheidung ungültig. In T 1652/08 stellte die Kammer fest, dass, wenn sich die Zusammensetzung der Einspruchsabteilung vor der mündlichen Verhandlung ändert, diese Tatsache allein noch keine Verletzung des Rechts auf ein faires Verfahren darstellt (so auch T 2365/11, T 2344/16 und T 1090/18). Ebenso legte die Kammer in T 160/09 die Entscheidung T 390/86 so aus, dass sie eine Änderung der Zusammensetzung nicht verbietet. Einer Änderung der Besetzung einer Prüfungsabteilung steht nichts entgegen, und das EPA muss hierbei auch kein bestimmtes Verfahren befolgen. In T 1207/09 folgte die Kammer dieser Lesart von T 390/86 und stellte fest, dass sich aus T 390/86 nicht ableiten lässt, dass die ursprüngliche Zusammensetzung der Prüfungsabteilung während des Verfahrens bis zur mündlichen Verhandlung nicht geändert werden kann.
In T 2348/19 stellte die Kammer Folgendes fest: Wenn ein Mitglied der erstinstanzlichen Abteilung, das an der mündlichen Verhandlung vor dieser Abteilung teilgenommen hat, zu dem Zeitpunkt, an dem die begründete Entscheidung ergehen soll, verhindert ist - z. B. aufgrund von Tod oder längerer Krankheit -, kann eines der anderen Mitglieder für das verhinderte Mitglied unterzeichnen. In diesem Fall muss jedoch eine schriftliche Erklärung vorgelegt werden, warum ein Mitglied für ein anderes unterzeichnet. Fehlt eine solche Erklärung, so stellt der Verstoß gegen R. 113 (1) EPÜ einen wesentlichen Verfahrensmangel dar.