Jan Robert Leegte (NL), Underwater landscape, Trenches, Islands
Underwater landscape; Trenches; Islands (aus: Performing a landscape), 2020
Drei Videoarbeiten von je 30 min. Länge
Steigende Meeresspiegel, sintflutartige Regenfälle, von Bränden und Stürmen verwüstete Landschaften – die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen unserer Erde werden für jeden von uns immer greifbarer. Die künstlichen Landschaften von Jan Robert Leegte werfen ein scharfes Licht auf die Einzigartigkeit der Natur wie auch auf ihre Zerbrechlichkeit. Die rohe Kraft dieser Werke, die auf der gleichen Höhe wie der Flussboden der in der Nähe vorbeifließenden Isar abgespielt werden, zieht einen unweigerlich in ihren Bann: Das Rauschen des Wassers ist dabei nicht nur zu hören, sondern erfasst alle Facetten des Körpers.
In „Performing a landscape“ hat Jan-Robert Leegte einen Echtzeit-Landschaftssimulator verwendet, wie er sonst in der Regel in der Entwicklung von Computerspielen zum Einsatz kommt, um den Eindruck einer von Stürmen und Überschwemmungen gezeichneten Landschaft zu erzeugen. Diese generative Landschaft ist nicht einfach mit statischen Details in einem vorgegebenen Maßstab entworfen, sondern kann sich theoretisch laufend ändern – damit ähnelt sie den unendlich anmutenden Landschaften, wie sie im Computerspiel Minecraft zu sehen sind. Die unergründlichen Weiten der Computer-Simulationen schaffen eine neue Dimension von göttlicher Erhabenheit. Aber genauso wie sich eine computergenerierte Landschaft in schier grenzenloser Detailgenauigkeit verlieren kann, kann sie auch mit einem Mausklick vernichtet werden.
Jan-Robert Leegtes Landschaft mag überwältigend wirken: Der Sturm peitscht durch die Bäume, das Meer brüllt und verschlingt die letzten Überbleibsel von dem, was in Anlehnung an Lovecraft mal menschliche Konstruktionen waren, in seinen Wellen. Der Durchbruch als Internet-Künstler gelang ihm mit dem Upload seiner ersten HTML-Datei auf einen Webserver, wodurch eine Zeichnung zu einer öffentlichen, browserbasierten Installation wurde.
Die künstlerische Laufbahn von Jan Robert Leegte umspannt die Entwicklung des Internets, die mit dem Moment begann, als die ersten Webbrowser live gingen. Ab 2002 legte er den Schwerpunkt seines Schaffens zunehmend auf den Brückenschlag zwischen realen und virtuellen Welten der zeitgenössischer Kunstszene. Seine Drucke, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen und Projektionen stehen häufig in Verbindung mit Bewegungen wie der Land Art, dem Minimalismus, der Performance Art und dem Konzeptualismus. Leegtes Werke erforschen auch das kreative Potenzial des (vernetzten) Computers. Der Künstler studierte zunächst Architektur an der Technischen Universität von Delft, bevor er sich an der Willem de Kooning Academy in Rotterdam den schönen Künsten und dem Interaktionsdesign zuwandte. Er lebt und arbeitet in Amsterdam. Seine Arbeiten wurden bereits international ausgestellt, darunter im Centre Pompidou (Paris), im Museum Ludwig (Köln), in der Whitechapel Gallery (London); im Stedelijk Museum Amsterdam, im ZKM Karlsruhe, im MAAT (Lissabon) sowie im iMAL (Brüssel).