https://www.epo.org/de/about-us/art/50-years-epc-exhibition/catalyst-lab-curated-ars-electronica/folding-screen

Tom Burr (US), Folding Screen

Folding Screen, 2007
Plexiglas-Spiegel, Holz, eloxiertes Metall
180 x 180 x 6 cm

Die Dynamik zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum nimmt eine zentrale Stellung im künstlerischen Schaffen von Tom Burr ein. Sein Interesse spiegelt sich auch in diesem Kunstwerk wider, das den Passantinnen und Passanten auf der einen Seite den Einblick mit einem Sichtschutz verwehrt, und ihre Aufmerksamkeit auf der anderen Seite durch Spiegelungen ihrer selbst und ihrer Umgebung von dem ablenkt, was dahinter vor sich gehen könnte. "Mich hat schon immer der Raum interessiert, der zwischen den Dingen liegt", sagt Burr, "die Über-, Durch- und Zugänge, die Brüche, Sprünge und Risse. Das mag vielleicht poetisch klingen, aber das ist meine Geisteshaltung, die bestimmt, wie ich die Dinge des Lebens angehe." Sein Fazit: "Die Verbindung und Zwischenräume zwischen den Dingen haben für mich eine größere Bedeutung als ein Gebäude oder Objekt." 

Folding Screen ist Teil einer größeren Serie, die Aspekte des traditionellen japanischen Raumteilers mit minimalistischen Skulpturen verbindet. Der anpassbare und leicht transportierbare Raumtrenner deutet darauf hin, dass jede Nutzung von Raum nur vorübergehend sein kann. Für Tom Burr steht nichts für sich allein – hinter allem verbirgt sich eine Anspielung: So haben vor allem Objekte mit einer historischen, diskursiven und kontextuellen Tradition immer auch eine politische Dimension.

Der Künstler beschäftigt sich außerdem damit, wie Räume mit den jeweiligen Narrativen der Geschichte und des eigenen Lebens verschmelzen, und das nicht ohne eine gewisse Theatralik. Insbesondere faszinieren ihn geschlossene öffentliche Räume, die von Subkulturen des "Untergrundes" für sich reklamiert werden. Daraus entsteht ein ausgeprägter Sinn für Sehen und Gesehenwerden sowie eine gewisse Kunst des Versteckspiels, die den ausdrücklich minimalistischen Charakter des Kunstwerks subtil unterminiert. Wenn sich ein Raum schließt, kann sich ein ganz anderer, geheimer Raum öffnen. Dies geht in Tom Burrs Werk oftmals mit Andeutungen auf sexueller Ebene des Raums einher, die zu verschiedenen Zeitpunkten immer wieder Bezug auf die queere Community nehmen.

Tom Burr lebt und arbeitet in New York. Er besuchte die School of Visual Arts und nahm am Whitney Independent Study Program teil. Umfangreiche Ausstellungen seiner Werke gab es bereits in Europa und den Vereinigten Staaten. Burrs Arbeiten finden sich in großen internationalen Museen, darunter das Whitney Museum of American Art (New York), das Migros Museum (Zürich), das MOCA (Los Angeles); das mumok (Wien), die New York Public Library; das Museum Ludwig (Köln), das Hammer Museum (Los Angeles), das FRAC Champagne-Ardenne (Reims), das FRAC Nord-Pas de Calais, das Baltimore Museum of Art und das Israel-Museum (Jerusalem).