2.3. Schutzbereich
In der Entscheidung T 190/99 wird ausgeführt, wie ein erteilter Anspruch für die Zwecke des Art. 123 (3) EPÜ auszulegen ist. Der Fachmann sollte bei der Prüfung eines Anspruchs unlogische oder technisch unsinnige Auslegungen ausschließen. Er sollte versuchen, durch Synthese, also eher aufbauend als zerlegend, zu einer Auslegung des Anspruchs zu gelangen, die technisch sinnvoll ist und bei der die gesamte Offenbarung des Patents berücksichtigt wird (Art. 69 EPÜ). Das Patent ist mit der Bereitschaft auszulegen, es zu verstehen, und nicht mit dem Willen, es misszuverstehen (auf diese häufig zitierte Entscheidung wurde im Zusammenhang mit Art. 123 (3) EPÜ unlängst beispielsweise in T 1084/10, T 1009/12, T 916/15 verwiesen).
In T 287/11 stellte sich die Frage, ob die Ansprüche gemäß dem Hauptantrag auch Stoffgemische oder Verfahren umfassten, die nicht unter die Ansprüche in der erteilten Fassung fielen. Die Kammer prüfte die vom Beschwerdeführer angeführte Entscheidung T 999/10, in der festgestellt worden war, dass es in Anbetracht der kaskadenartigen Formulierung des Anspruchs keinen Zweifel an der "Absicht" des Patentinhabers gebe, dass im Klebstoff keine anderen Blockcopolymere als solche des Typs SIS enthalten sein sollten. Zu dem ihr vorliegenden Fall stellte die Kammer fest, dass für die Auslegung des Schutzbereichs allerdings nicht die Absicht des Verfassers eines Anspruchs maßgeblich ist, da es sich hierbei um ein subjektives Kriterium handelt, sondern vielmehr die in einschlägigen Fachkreisen allgemein anerkannte Bedeutung der in diesem Anspruch definierten technischen Merkmale.
In T 1825/13 warf die Kammer die Frage auf, ob der Ausdruck "PQCA of a printing press" (Vorrichtung zur Druckqualitätskontrolle von einer Druckmaschine) auf die PQCA (printing quality checking apparatus) als solche zu beziehen sei, im Sinne von "PQCA for a printing press" ("teilweise Auslegung"), oder auf eine Druckmaschine mit PQCA zu beziehen sei ("ganzheitliche Auslegung"). In ihrer Entscheidung kam die Kammer zu dem Schluss, dass einige kennzeichnende Merkmale für die PQCA als solche nicht relevant seien und dass dies Zweifel an der Angemessenheit der teilweisen Auslegung aufwerfe. Um den Schutzumfang des Anspruchs zu klären, griff die Kammer auf die Beschreibung zurück, in der es heißt: "invention relates to a printing press having ... a PQCA ..." (die Erfindung bezieht sich auf eine Druckmaschine mit ... einer PQCA ...). Zudem wies die Kammer darauf hin, dass während des Prüfungsverfahrens der ganzheitlichen Auslegung der Vorzug gegeben worden sei. Angesichts des Wortlauts des Patents in der erteilten Fassung und um Übereinstimmung mit dem Erteilungs- und dem Einspruchsverfahren zu erreichen, schloss sich die Kammer der ganzheitlichen Auslegung an. In der Beurteilung nach Art. 123 (3) EPÜ hat die Kammer darauf hingewiesen, dass das Merkmal "by heat" (durch Wärme) in Bezug auf eine Trocknungsvorrichtung mit der Druckmaschine in Verbindung stehe, aber nicht mit der PQCA. Auf der Grundlage der ganzheitlichen Auslegung erweiterte die Streichung des Merkmals jedoch den Schutzbereich des Patents.
In T 2174/16 erinnerte die Kammer daran, dass der Grundsatz der Rechtssicherheit für Dritte von größter Bedeutung ist, wenn es um die Ermittlung des Schutzbereichs des erteilten Patents geht.
- T 664/20
Exergue:
1) Le mémoire exposant les motifs du recours d'un requérant (opposant) doit comprendre l'ensemble des moyens couvrant toutes les requêtes pendantes devant la division d'opposition, y compris celles qui n'ont pas été considérées dans la décision contestée. Faute de quoi, le réquérant s'expose à ce que des moyens déposés après le mémoire exposant les motifs du recours et visant des requêtes subsidiaires pendantes devant la division d'opposition et déposées en réponse au mémoire de recours par le propriétaire du brevet soit écartés de la procédure (point 3 des motifs). 2) Lorsqu'un propriétaire de brevet modifie une revendication de produit en énonçant que le produit est destiné à une utilisation particulière, alors c'est à lui qu'appartient la charge de la preuve de démontrer que les produits de l'état de la technique cités contre la nouveauté et satisfaisant à toutes les autres caractéristiques de la revendication sont inaptes à l'utilisation en question (point 9 des motifs). 3) Une formulation dite « en cascade » de caractéristiques est susceptible d'entraîner une ambiguïté de la revendication. Lorsqu'une revendication est définie comme incluant une classe générique de composés présents dans une gamme pondérale et que la revendication est modifiée « en cascade » en indiquant que la classe générique est un composé spécifique, alors la gamme pondérale s'applique à ce composé spécifique, et non plus à la classe générique (point 11 des motifs). La portée de la revendication ne doit pas être interprétée sur la base d'une prétendue intention du rédacteur de la revendication, mais doit être appréciée sur la base de ses caractéristiques. L'ambiguïté d'une formulation « en cascade » ne peut pas être utilisée pour interpréter la revendication comme excluant tous les composés de la classe générique autres que ceux mentionnés ou en imposant une limitation pondérale à l'ensemble de la classe générique (point 12 des motifs)(T0999/10 - non suivi
- Sammlung 2023 “Abstracts of decisions”