2.1. Über den Inhalt der früheren Anmeldung hinausgehender Gegenstand
Der Gegenstand einer Teilanmeldung muss sich unmittelbar und eindeutig aus der früheren Anmeldung in der ursprünglich eingereichten Fassung ableiten lassen (s. G 1/06, ABl. 2008, 307). Genauer gesagt muss sich der Gegenstand der Teilanmeldung für den Fachmann unmittelbar und eindeutig aus der Offenbarung der früheren Anmeldung in der ursprünglich eingereichten Fassung ableiten lassen, wie sie sich aus einer Gesamtbetrachtung der Ansprüche, der Beschreibung und der Zeichnungen im Kontext ergibt (s. verbundene Rechtssachen T 1500/07, T 1501/07, T 1502/07; s. auch T 961/09).
Der in der Teilanmeldung beanspruchte Gegenstand muss mit dem Inhalt der früheren (Stamm)Anmeldung in der ursprünglichen Fassung verglichen werden; der Inhalt einer Anmeldung umfasst die gesamte, explizite oder implizite Offenbarung, die sich der Anmeldung unmittelbar und eindeutig entnehmen lässt, einschließlich impliziter Information, die sich dem Fachmann beim Lesen der Anmeldung unmittelbar und eindeutig erschließt (T 423/03). Mit anderen Worten muss festgestellt werden, ob in die Teilanmeldung technische Informationen aufgenommen wurden, die für den Fachmann nicht objektiv und eindeutig aus der früheren Anmeldung in der eingereichten Fassung zu entnehmen waren (T 402/00).
Unter "Inhalt" im Sinne von Art. 76 EPÜ ist der gesamte technische Inhalt der früheren Anmeldung zu verstehen (G 1/05 date: 2007-06-28, ABl. 2008, 271, Nr. 9.2 der Gründe). Art. 76 EPÜ verlangt nicht, dass der technische Inhalt in den Patentansprüchen der ursprünglich eingereichten Fassung der früheren Anmeldung enthalten ist. Verlangt wird nur, dass dieser Gegenstand als solcher irgendwo in der gesamten Offenbarung der früheren Anmeldung offenbart sein muss (T 211/95, T 1026/03, T 314/06).
Die Rechtsprechung zur Frage, wann ein Gegenstand unmittelbar und eindeutig ableitbar ist (einschließlich der Entscheidungen, die Art. 76 EPÜ anwenden), ist in Kapitel II.E.1 zusammengefasst.
- T 795/21
Catchword:
Following the explicit reference in G 2/10 to the applicability of the existing jurisprudence regarding the singling out of compounds or sub-classes of compounds or other so-called intermediate generalisations not specifically mentioned nor implicitly disclosed in the application as filed (see G 2/10, section 4.5.4), the Board understands the notion of "the remaining generic group of compounds differing from the original group only by its smaller size" versus "singling out an hitherto not specifically mentioned sub-class of compounds" and the notion of "mere restriction of the required protection" versus "generating another invention" or "suitable to provide a technical contribution to the originally disclosed subject-matter" as developed in the jurisprudence (see in section Case Law of the Boards of Appeal, supra, section II.E.1.6.3) not as modifications of the "gold standard" for the assessment of amendments in the form of additional or alternative criteria, but rather as considerations which may arise from the application of this standard when assessing amendments by deletion of options from multiple lists and which may affirm the result of such assessment. In particular, the observation that a deletion of options from multiple lists is an amendment suitable to provide a technical contribution to the originally disclosed subject-matter, can be used to support the assessment that this amendment is not in compliance with the "gold standard".
- Sammlung 2023 “Abstracts of decisions”