Kapitel V – Materielle Zulässigkeit von Änderungen – Beispiele
Vorsicht ist geboten, wenn Änderungen auf Details basieren, die nur aus den schematischen Zeichnungen der ursprünglichen Anmeldung hervorgehen (siehe auch H‑IV, 2.4).
Insbesondere lässt eine Figur, die lediglich der schematischen Erläuterung des Prinzips des Erfindungsgegenstands und nicht dessen Darstellung in all seinen Einzelheiten dient, keinen Schluss darauf zu, dass die offenbarte Lehre ein nicht dargestelltes Merkmal gezielt ausschließt.
Die Darstellungsweise eines bestimmten Merkmals in den Zeichnungen kann zufällig sein. Der Fachmann muss in der Lage sein, aus den Zeichnungen im Kontext der gesamten Beschreibung klar und unmissverständlich zu erkennen, dass das hinzugefügte Merkmal das bewusste Ergebnis der technischen Überlegungen ist, die zur Lösung der technischen Aufgabe angestellt wurden.
So können beispielsweise in einer Anmeldung zu einem Fahrzeug, bei der weder die Ansprüche noch die Beschreibung Informationen über die Lage des Motors enthalten, die Zeichnungen ein Fahrzeug darstellen, in dem etwa zwei Drittel des Motors unterhalb einer Ebene liegen, die tangential zum oberen Rand der Räder verläuft. Eine Änderung, bei der mit der allgemeinen Formulierung "der Großteil des Motors" definiert wird, dass dieser Großteil unterhalb dieser Ebene liegt, würde gegen Art. 123 (2) verstoßen, es sei denn, der Fachmann könnte anhand der Zeichnungen im Kontext der gesamten Beschreibung erkennen, dass eine solche räumliche Anordnung des Motors in Relation zu den Rädern eine bewusste Maßnahme ist, mit der die technische Aufgabe gelöst werden soll.