8.5.1 Einsatz computergenerierter Präsentationen in mündlichen Verhandlungen
Grundvoraussetzung ist, dass Kopien der präsentierten Unterlagen rechtzeitig vor der mündlichen Verhandlung zur Verfügung gestellt werden, d. h. Regel 116 ist anzuwenden. Die Kopien werden wie andere Schriftsätze behandelt.
Die Einspruchsabteilung entscheidet nach Anhörung der Beteiligten und nach Abwägung, ob sich die Zulassung oder Ablehnung der Vorführung negativ auf einen der Beteiligten auswirken könnte, ob die computergenerierte Präsentation die Verhandlung erleichtern würde.
Es ist abzuwägen zwischen dem Interesse des Vorführers, der für seine Sache in der zweckdienlichsten Weise eintreten will, und dem Erfordernis der Gegenpartei, das Vorbringen vollständig zu verstehen und eine echte Möglichkeit der Erwiderung zu haben.
Computergenerierte Präsentationen werden in mündlichen Verhandlungen dann zugelassen, wenn es ohne dieses visuelle Hilfsmittel viel schwieriger wäre, das Vorbringen des Beteiligten zu verstehen. So könnte die Einspruchsabteilung der Auffassung sein, dass beispielsweise Folien über
a)die Struktur oder die Funktionsweise eines komplexen Produkts,
b)komplizierte Reaktionsmuster,
d)den Betrieb eines komplexen Geräts
die Diskussion erleichtern könnten.
Werden nicht rechtzeitig Kopien der präsentierten Unterlagen eingereicht oder enthalten die Folien neue Gegenstände, so kann die Vorführung nach Art. 114 (2) und Regel 116 außer Acht gelassen werden. In diesem Fall wendet die Einspruchsabteilung dieselben Zulässigkeitskriterien an wie für andere verspätet vorgebrachte Tatsachen oder Beweismittel (siehe E‑VI, 2).
Dasselbe gilt für mündliche Verhandlungen vor der Rechtsabteilung, sofern es sich um Inter-partes-Verfahren handelt.