3.6 Computerprogramme
Hat ein Verfahren technischen Charakter, der über die bloße Tatsache hinausgeht, dass es computerimplementiert ist, erzeugt ein entsprechendes Computerprogramm, das dieses Verfahren spezifiziert, eine weitere technische Wirkung, wenn es auf einem Computer läuft. Ein Computerprogramm, das ein Verfahren zur Steuerung eines Antiblockiersystems in einem Auto, zur Bestimmung der Emissionen eines Röntgengeräts, zur Komprimierung von Videos, zur Wiederherstellung verzerrter digitaler Bilder oder zur Verschlüsselung elektronischer Nachrichten spezifiziert, bewirkt beim Ablauf auf einem Computer eine weitere technische Wirkung (siehe G‑II, 3.3).
Eine weitere technische Wirkung kann ferner ein Computerprogramm aufweisen, das anhand von spezifischen technischen Überlegungen zur internen Funktionsweise des Computers, auf dem es ausgeführt werden soll, entwickelt wurde, indem es z. B. an die spezifische Architektur des Computers angepasst wurde. Beispielsweise haben Computerprogramme, die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Startintegrität oder Gegenmaßnahmen gegen Angriffe durch Stromverbrauchsanalysen implementieren, technischen Charakter, weil sie auf einem technischen Verständnis der internen Funktionsweise des Computers beruhen.
Ähnlich erzeugen Computerprogramme, die die interne Funktionsweise oder den Betrieb eines Computers steuern, wie etwa die Prozessor-Lastverteilung oder die Speicherzuweisung, in der Regel eine weitere technische Wirkung (siehe jedoch G‑VII, 5.4.2.3 zu einem Beispiel, bei dem die Steuerung auf einem nichttechnischen System basiert).
Programme zur Low-level-Codeverarbeitung wie Builder oder Compiler können durchaus technischen Charakter haben. Werden zum Beispiel beim Bau von Laufzeitobjekten aus Entwicklungsobjekten nur diejenigen Laufzeitobjekte regeneriert, die aus modifizierten Entwicklungsobjekten hervorgehen, so trägt dies zu der weiteren technischen Wirkung bei, die erforderlichen Ressourcen für ein bestimmtes Build zu begrenzen.