2. Einverständnis mit der vorgeschlagenen Fassung – Erteilung eines Patents
Overview
Wenn der Anmelder fristgerecht die Erteilungs- und Veröffentlichungsgebühr sowie etwaige Anspruchsgebühren nach Regel 71 (4) entrichtet und die Übersetzung der Ansprüche einreicht (und keine Berichtigung oder Änderung der in der Mitteilung nach Regel 71 (3) für die Erteilung vorgeschlagenen Fassung beantragt oder einreicht, siehe C‑V, 4.1), gilt dies als Einverständnis mit der für die Erteilung vorgesehenen Fassung.
Dies gilt auch, wenn der Mitteilung nach Regel 71 (3) ein Hilfsantrag zugrunde lag, es sei denn, der Anmelder beantragt auf die Mitteilung nach Regel 71 (3) hin die Erteilung auf der Grundlage eines höherrangigen Antrags. Daher gelten die oben genannten Handlungen – sofern keine gegenteiligen Angaben vorliegen – als Einverständnis mit der Fassung des Hilfsantrags, die der Mitteilung nach Regel 71 (3) zugrunde lag, sowie als Verzicht auf alle höherrangigen Anträge.
Ferner kommt diese Regelung zur Anwendung, wenn die Prüfungsabteilung in der Mitteilung nach Regel 71 (3) Änderungen oder Berichtigungen der für die Erteilung vorgesehenen Fassung vorgeschlagen hat (siehe C‑V, 1.1). Sofern der Anmelder diese Vorschläge in seiner Erwiderung nicht ablehnt, gilt die Vornahme der oben genannten Handlungen als Einverständnis mit der von der Prüfungsabteilung geänderten oder berichtigten Fassung.
Wird eine Jahresgebühr nach Zustellung der Mitteilung nach Regel 71 (3) und vor dem frühestmöglichen Tag der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents fällig, so wird der Erteilungsbeschluss erst erlassen und der Hinweis auf die Erteilung erst bekannt gemacht, wenn die Jahresgebühr entrichtet worden ist. Der Anmelder wird hiervon unterrichtet. Wird die Jahresgebühr oder gegebenenfalls die Zuschlagsgebühr nicht rechtzeitig entrichtet, gilt die Anmeldung als zurückgenommen (siehe A‑X, 5.2.4).
Wenn, was selten vorkommt, die Prüfung so sehr beschleunigt wurde, dass die Mitteilung nach Regel 71 (3) ergeht, bevor die Benennungsgebühr fällig wird, so wird der Erteilungsbeschluss erst erlassen und der Hinweis auf die Erteilung des Patents erst bekannt gemacht, wenn die Benennungsgebühr entrichtet worden ist. Der Anmelder wird hiervon unterrichtet. Für europäische Patentanmeldungen, die vor dem 1. April 2009 eingereicht wurden, und internationale Anmeldungen, die vor diesem Zeitpunkt in die regionale Phase eingetreten sind, erfolgt diese Bekanntmachung erst, wenn die Benennungsgebühren entrichtet worden sind und die Benennung von Staaten, für die keine Benennungsgebühren entrichtet worden sind, zurückgenommen worden ist (siehe auch A‑III, 11.1 und A-III, 11.3).
Der Erteilungsbeschluss wird erst an dem Tag wirksam, an dem im Europäischen Patentblatt auf die Erteilung hingewiesen wird.
Einzelheiten zur Möglichkeit, in Erwiderung auf die Mitteilung nach Regel 71 (3) eine Verschiebung der Entscheidung über die Erteilung bis zum Inkrafttreten des Übereinkommens über ein Einheitliches Patentgericht (EPGÜ) zu beantragen, sind dem Beschluss des Präsidenten des EPA vom 11. November 2022 sowie der Mitteillung des EPA vom 11. November 2022 (ABl. EPA 2022, A102 bzw. ABl. EPA 2022, A104) zu entnehmen.
Zur Möglichkeit, "frühe Anträge auf einheitliche Wirkung" zu stellen, siehe die Mitteillung des EPA vom 26. April 2023 (Zusatzpublikation 3, ABl. EPA 2023).