15. Entscheidung nach Aktenlage
Hat der Anmelder in seiner letzten Erwiderung explizit und eindeutig eine Entscheidung nach Aktenlage beantragt (siehe C‑V, 15.1), kann der Prüfer unter Umständen die Anmeldung mit einem Standardformular zurückweisen, das auf den früheren Bescheid verweist. Aufgrund des Erfordernisses, dass eine solche Entscheidung begründet sein muss (Regel 111 (2)), müssen dafür jedoch mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:
i)Der frühere Bescheid muss die in der Akte befindlichen Anmeldungsunterlagen genau angeben; er muss ausreichend begründet und hinsichtlich der Gründe für die Zurückweisung des bestehenden Antrags vollständig sein und auf alle vom Anmelder vorgebrachten Argumente eingehen.
ii)Der Anmelder darf seit dem früheren Bescheid keine neuen Argumente oder Änderungen eingereicht haben.
iii)Alle im genannten früheren Bescheid erhobenen Einwände müssen weiterhin zutreffen.
Hat der Anmelder in seiner Erwiderung auf den letzten Bescheid der Prüfungsabteilung neue Argumente vorgebracht, die zumindest potenzielle Gegenargumente sind, können diese nicht ignoriert werden, auch wenn der Anmelder in derselben Erwiderung explizit eine Entscheidung nach Aktenlage beantragt hat. In diesem Fall muss die Abteilung diese neu vorgebrachten Argumente berücksichtigen, indem sie entweder eine reguläre begründete Entscheidung (siehe C‑V, 15.3) oder einen weiteren Bescheid erlässt (siehe C‑V, 15.4).
Eine Entscheidung nach Aktenlage per Standardformular kann auf eine solche die Niederschrift einer Rücksprache gestützt werden, wenn sie eine vollständige Darlegung aller rechtlichen und faktischen Gründe für die Zurückweisung der Anmeldung enthält, wie dies bei einer Niederschrift über eine Rücksprache als erstem Bescheid in der Prüfung der Fall ist (siehe C‑VII, 2.5).
In Entscheidungen per Standardformular sollte die Prüfungsabteilung nicht auf die Niederschrift über eine mündliche Verhandlung verweisen.
In Ausnahmefällen kann im Standardformular auf mehr als einen Bescheid verwiesen werden, wobei der Prüfer jedoch sorgfältig darauf achten sollte, dass die Erfordernisse der Regel 111 (2) erfüllt sind. Insbesondere wenn sich die verschiedenen Bescheide auf verschiedene Anspruchssätze beziehen, sodass unklar ist, welche der von der Prüfungsabteilung in ihren Bescheiden angegebenen Gründe für die Zurückweisung der Anmeldung erheblich sein könnten, sollte besser eine vollständig begründete Entscheidung erlassen werden (siehe C‑V, 15.3).