5.1. Zulässigkeit der Änderungen
T 2450/17 × View decision
Zur Möglichkeit und den Folgen von Berichtigungen inhaltlich unzutreffender, in der Patentschrift enthaltener Hinweise auf den Stand der Technik, siehe Punkte 2. bis 2.5 und 3.3.3 bis 3.3.6
T 1285/15 × View decision
Application of Rule 80 EPC (see point 6 of the Reasons) Treating insufficiency objections step by step (see point 12.2.10 of the Reasons)
In T 2450/17 enthielt Absatz [0008] der Patentschrift nach einer Änderung im Erteilungsverfahren einen unzutreffenden Hinweis auf den Stand der Technik. In der mündlichen Verhandlung vor der Kammer reichte der Beschwerdeführer einen geänderten Absatz [0008] ein, in welchem die unzutreffenden Angaben gestrichen wurden. Eine Vorlage an die Große Beschwerdekammer lehnte die Kammer ab, da sie in der Lage war, die aufgeworfenen Fragen auf der Grundlage der gefestigten Rechtsprechung der Kammern zu beantworten. Zu der Frage, ob die beanstandeten Änderungen nach R. 80 EPÜ zulässig sind, führte sie folgendes aus: In der Rechtsprechung ist anerkannt, dass Bezugnahmen auf den Stand der Technik, soweit dieser im Sinne von R. 42 (1) b) EPÜ relevant ist, auch nachträglich eingefügt werden können, ohne dass dies notwendigerweise als unzulässige Erweiterung des Gegenstands der Patentanmeldung anzusehen wäre. Abgrenzungen vom relevanten Stand der Technik dürfen dabei aber nicht unrichtig oder irreführend sein, andernfalls könnten sie den Gegenstand des Patents doch verändern. Die Beseitigung derartiger Unrichtigkeiten verstößt damit nicht gegen Art. 123 (2) EPÜ, sondern ist im Gegenteil geeignet und geboten, um Konformität mit dieser Vorschrift herbeizuführen. Die Streichung unrichtiger Angaben zum Stand der Technik, von dem die Patentschrift sich abgrenzt, ist daher geeignet, dem Einspruchsgrund gemäß Art. 100 c) EPÜ Rechnung zu tragen. Die Kammer kam auch zu dem Schluss, dass es unzutreffend ist, dass jede Änderung eines unrichtigen Verweises auf den Stand der Technik, der nach R. 80 EPÜ – weil von Art. 100 c) EPÜ veranlasst – zulässig ist, zugleich eine Verletzung von Art. 123 (3) EPÜ darstellt. Sie wies darauf hin, dass zum einen R. 80 EPÜ bereits erfüllt ist, wenn Änderungen an den Patentunterlagen im Hinblick auf einen potentiell relevanten Einspruchsgrund vorgenommen werden und dass zum anderen im vorliegenden Fall eine Schutzbereichserweiterung nicht gegeben ist.
In T 1285/15 war der letzte Satz in einem Absatz des Patents gestrichen worden, um die Beschreibung an einen Anspruchssatz anzupassen, der geändert worden war, um Einwände der Einsprechenden auszuräumen. Die Kammer stellte fest, dass die Änderung somit durch einen Einspruchsgrund nach Art. 100 EPÜ veranlasst war und bei ihrer Durchführung den Erfordernissen der R. 80 EPÜ entsprach. Wie die Kammer erklärte, wird bereits durch den Wortlaut der R. 80 EPÜ ("... durch einen Einspruchsgrund ... veranlasst …") klargestellt, dass bei der Prüfung, ob dieses Erfordernis erfüllt wurde, auf den Sachverhalt zum Zeitpunkt der Änderung abzustellen ist. Aus dem Umstand, dass die Ansprüche später nochmals geändert wurden und folglich die Streichung des Satzes nicht mehr erforderlich war, konnte nicht geschlossen werden, dass die Änderung der Beschreibung rückwirkend gegen R. 80 EPÜ verstieß. Die ursprüngliche Änderung konnte weiter als durch einen Einspruchsgrund veranlasst betrachtet werden.
In T 2063/15 umfasste der strittige Antrag zwei unabhängige Ansprüche. Während allerdings Anspruch 2 auf eine Kombination der Ansprüche 1 und 9 in der erteilten Fassung gestützt war, basierte Anspruch 1 des Hilfsantrags 3 auf einer Kombination der Ansprüche 1 und 2 in der erteilten Fassung mit zusätzlichen, der Beschreibung entnommenen Merkmalen. Da der Gegenstand des Anspruchs 1 in der erteilten Fassung für nicht neu befunden worden war, war es zwar möglich – so die Kammer –, einen oder mehrere unabhängige Ansprüche auf der Grundlage einer Kombination aus dem Anspruch 1 in der erteilten Fassung und Merkmalen von erteilten, von Anspruch 1 abhängigen Ansprüchen als durch den Einspruchsgrund nach Art. 100 a) EPÜ veranlasst zu sehen. Unter Verweis auf G 1/84 (ABl. 1985, 299), T 610/95 und T 223/97 befand die Kammer jedoch, dass die Aufnahme des zusätzlichen unabhängigen Anspruchs 1, basierend auf den Ansprüchen 1 und 2 in der erteilten Fassung in Kombination mit Merkmalen aus der Beschreibung, nicht mehr nur durch einen Einspruchsgrund veranlasst war, weil auf diesen Grund bereits mit der Einreichung des unabhängigen Anspruchs 2 reagiert worden war; der zusätzliche unabhängige Anspruch 1 führte ferner einen beanspruchten Gegenstand ein, der keine Entsprechung in den Ansprüchen des erteilten Patents hatte (s. z. B. Rechtsprechung der Beschwerdekammern, 9. Aufl. 2019, IV.C.5.1.5 b)).
Auch in T 1764/17 betonte die Kammer, dass der Ersatz eines einzigen erteilten unabhängigen Anspruchs durch zwei unabhängige Ansprüche nur in Ausnahmefällen als durch einen Einspruchsgrund veranlasst angesehen werden kann. Eine Ausnahme kann vorliegen, wenn zwei erteilte abhängige Ansprüche parallel mit einem einzigen unabhängigen Anspruch verbunden sind. Dann kann die Einreichung von zwei unabhängigen Ansprüchen mit jeweils einer der zwei parallelen Anspruchskombinationen möglich sein, und separate Fragmente des Schutzumfangs des Patents bleiben so erhalten. Diese Ausnahme gilt aber nicht für die Hinzufügung eines unabhängigen Anspruchs, der auf einen nicht im erteilten Anspruchssatz enthaltenen Aspekt der Erfindung gerichtet ist. Im vorliegenden Fall war mindestens einer der zwei unabhängigen Ansprüche der betreffenden Hilfsanträge auf einen Gegenstand gerichtet, der aus der Beschreibung entnommene neue Merkmale umfasste, was zudem für die Frage der Patentierbarkeit von Belang sein konnte. Bei diesen unabhängigen Ansprüchen handelte es sich somit nicht um direkte Kombinationen erteilter Ansprüche, und die genannte Ausnahme war nicht gegeben.
5.1.1 Grundsätze
Dies ist die 9. Ausgabe (2019) dieser Publikation; für die 10. Ausgabe (2022) siehe hier |
Inwiefern Änderungen im Einspruchsverfahren zulässig sein können, wurde in T 1149/97 (ABl. 2000, 259) erörtert. Sobald ein Erteilungsbeschluss ergangen ist, ist das europäische Prüfungsverfahren abgeschlossen, und seine Ergebnisse sind für den Anmelder und das EPA insoweit bindend, als keine weiteren Änderungen zulässig sind. Wird jedoch Einspruch eingelegt, so können am Streitpatent weitere Änderungen vorgenommen werden. Solche Änderungen liegen nicht im allgemeinen Ermessen des Patentinhabers, weil das Einspruchsverfahren keine Fortsetzung des Prüfungsverfahrens ist (G 1/84, ABl. 1985, 299). Der Patentinhaber kann jedoch nach R. 80 EPÜ (R. 57a EPÜ 1973) – unbeschadet der R. 138 EPÜ (vgl. R. 87 EPÜ 1973) – auf die Einwände des Einsprechenden mit Änderungen der Beschreibung, der Patentansprüche und der Zeichnungen reagieren, sofern die Änderungen durch die in Art. 100 EPÜ genannten Einspruchsgründe veranlasst sind, auch wenn der Einsprechende den betreffenden Grund nicht geltend gemacht hat. Zusätzlich sind nach R. 138 EPÜ durch ältere nationale Rechte veranlasste Änderungen zulässig (s. auch in diesem Kapitel IV.C.5.1.2).
Nach Ansicht der Kammer schlagen sich in diesen Bestimmungen des EPÜ allenfalls die formalen Aspekte einer verfahrenstechnischen Zäsur nieder, die in der Einspruchsphase mit der Erteilung eines Patents einhergeht. Bevor man über eine mögliche materiellrechtliche Zäsur im Einspruchsverfahren für Änderungen nach der Erteilung nachdenkt, muss man sich daher vergewissern, dass die durch die R. 57a und 87 EPÜ 1973 (R. 80 und 138 EPÜ) auferlegten Beschränkungen beachtet worden sind. Eine solche materiellrechtliche Zäsur könnte nach Auffassung der Kammer nur auf Art. 123 (3) EPÜ gestützt werden (s. auch unter Kapitel II.E.2.3.2).
In T 750/11 wies die Kammer darauf hin, dass eine Änderung nach R. 80 EPÜ dann formal zulässig ist, wenn sie als ernsthafter Versuch zu werten ist, einem Einspruchsgrund zu begegnen. Damit steht eine Änderung, die den Gegenstand eines unabhängigen Anspruches weiter einschränkt, formal im Einklang mit R. 80 EPÜ. Ob eine solche Änderung tatsächlich einen Einspruchsgrund behebt, ist eine Frage die erst bei der materiellrechtlichen Prüfung zu klären ist.
T 323/05 zufolge, in der es um einen Antrag auf Anpassung der Beschreibung ging, zieht R. 57a EPÜ 1973 (R. 80 EPÜ) eine Grenze für Änderungen, die am streitigen Patent vorgenommen werden können. Art. 84 EPÜ 1973und R. 57a EPÜ 1973 sind die beiden Bestimmungen, die der Patentinhaber beachten muss, wenn er von der Einspruchsabteilung aufgefordert wird, die Beschreibung anzupassen. Mit anderen Worten, die Änderungen müssen angemessen und erforderlich sein und nichts weiter.
In T 993/07 rief die Kammer in Erinnerung, dass R. 80 EPÜ lex specialis für Änderungen im Einspruchsverfahren ist und das Gegenstück zu R. 137 EPÜ für Änderungen im Prüfungsverfahren bildet. Die Kammer legte die Regel so aus, dass das Recht des Patentinhabers, das Patent, d. h. die erteilte Fassung der Ansprüche, zu ändern, im Einspruchsverfahren auf Änderungen beschränkt ist, mit denen ein Einwand ausgeräumt wird, der sich auf einen in Art. 100 EPÜ genannten Einspruchsgrund stützt, um so nach Möglichkeit einen Widerruf des Patents zu vermeiden. Entsprechend dieser Auslegung befand die Kammer, dass das Einspruchsverfahren nicht als Gelegenheit für den Patentinhaber verstanden werden darf, aus seiner Sicht bestehende Mängel des Patents zu beseitigen, so z. B. eine für die Definition aller kommerziell verwertbaren Ausführungsarten nicht ausreichende Zahl von unabhängigen und/oder abhängigen Ansprüchen. Eine Verbesserung der Rückfallpositionen des Patentinhabers für etwaige künftige Nichtigkeitsverfahren vor nationalen Gerichten durch die Aufnahme eines oder mehrerer unabhängiger und/oder abhängiger Ansprüche ist eindeutig nicht die "ratio legis" der R. 80 EPÜ oder des Einspruchsverfahrens. Die Kammer merkte außerdem an, dass das in R. 80 EPÜ vorgesehene Erfordernis im Beschränkungsverfahren nach Art. 105a EPÜ nicht gilt.
In T 359/13 erklärte die Kammer, dass sich aus R. 80 EPÜ keinerlei Beschränkungen bezüglich der Art von Änderungen ableiten lassen, die der Patentinhaber zur Ausräumung erhobener Einwände vornimmt bzw. anstrebt (im vorliegenden Fall die Umwandlung eines Erzeugnisanspruchs in einen Verwendungsanspruch). Dem Patentanmelder oder -inhaber steht es im Gegenteil frei, jegliche ihm geeignet erscheinende Änderung der Patenschrift vorzuschlagen. Selbst in einem Fall wie dem in G 1/99 behandelten, wo die Möglichkeiten für eine Änderung der Ansprüche durch das Verschlechterungsverbot beschränkt waren, hat der Einsprechende als Beschwerdeführer nicht das Recht, die Art der Änderungen vorzuschreiben, die der Patentinhaber als Beschwerdegegner vornehmen kann (s. T 23/04).
In T 2290/12 verwendete die Beschwerdeführerin Teile eines von der Einspruchs-abteilung für nicht erfinderisch befundenen Anspruchs in mehreren neuen unabhängigen Ansprüchen, in welche auch Merkmale der Beschreibung aufgenommen wurden. Nach Ansicht der Kammer ist eine solche Vorgehensweise legitim, solange kein Verfahrensmissbrauch vorliegt und die Zahl der unabhängigen Ansprüche nicht unangemessen hoch ist. Da die erfinderische Tätigkeit einen Einspruchsgrund darstellt, lag jedenfalls kein Verstoß gegen die R. 80 EPÜ vor.
In T 491/09 wurde die Entscheidung der Einspruchsabteilung, einen während der mündlichen Verhandlung vor der Einspruchsabteilung eingereichten Hilfsantrag (Hauptantrag im Beschwerdeverfahren) zum Verfahren zuzulassen, vor der Kammer angefochten. Die Kammer kam in ihrer Entscheidung zu dem Schluss, dass die Einspruchsabteilung durch Berücksichtigung der folgenden Kriterien ihr Ermessen nach R. 116 (1) und (2) EPÜ korrekt ausgeübt hatte:
a) prima-facie-Begründetheit: Entgegen dem Vorbringen des Einsprechenden (Beschwerdeführers), die Einspruchsabteilung hätte die prima-facie-Klarheit der Ansprüche prüfen sollen, war aus der Niederschrift über die mündliche Verhandlung klar ersichtlich, dass keine derartigen Einwände erhoben wurden. Auch konnte sich die Kammer nicht der Ansicht des Beschwerdeführers anschließen, die Einspruchsabteilung hätte gemäß den Grundsätzen von T 1459/05 und T 656/07 (s. jetzt hierzu G 3/14, ABl. 2015, A102, in diesem Kapitel IV.C.5.2.2) von Amts wegen den gesamten Anspruch auf seine Klarheit hin prüfen sollen. Ganz davon abgesehen, dass T 656/07 erst nach der mündlichen Verhandlung im Einspruchsverfahren ergangen ist, und dass im Allgemeinen kaum von der Einspruchsabteilung verlangt werden kann, dass sie von jeder einzelnen Entscheidung sofort Kenntnis erlangt, hatte die Kammer nichts daran auszusetzen, dass die Einspruchsabteilung einer Entscheidung nicht folgt, in der ausdrücklich dargelegt ist, dass es sich um einen besonderen Einzelfall handelt, der eine Abweichung von einer ansonsten einheitlichen Rechtsprechung rechtfertigt.
b) Verfahrensökonomie/Verfahrensmissbrauch: Die Kammer erkannte zwar an, dass der Beschwerdegegner/Patentinhaber erst nach einigem Drängen schließlich seinen verspäteten Antrag gestellt hat, in dem der in der mündlichen Verhandlung vor der Einspruchsabteilung erörterte Punkt behandelt wurde, konnte darin aber keinen Verfahrensmissbrauch und keinen ungerechtfertigten Vorteil für den Beschwerdegegner erkennen.
c) die begründete Erwartung, dass der Einsprechende sich mit den vorgeschlagenen Änderungen in der verfügbaren Zeit vertraut macht: Aus der Niederschrift geht hervor, dass die mündliche Verhandlung ordnungsgemäß und mit Blick auf eine Lösung der offenen Fragen geführt wurde und dem Einsprechenden hinlänglich Gelegenheit gegeben wurde, sich mit dem geänderten Gegenstand vertraut zu machen.
Eine weitere Entscheidung, in der diese Kriterien bejaht werden, ist z. B. T 500/15, die auch auf das Kriterium der Komplexität von Änderungen sowie auf die Notwendigkeit einer individualisierten Begründung unter Berücksichtigung des konkreten Antrags eingeht.
In T 754/16 betonte die Kammer, dass das Ermessen der Einspruchsabteilung, neue Anträge nicht zuzulassen, zunächst einmal deren verspätete Einreichung voraussetzt (s. in diesem Kapitel IV.C.5.1.3 unten).
Da das EPÜ im Einspruchsverfahren einen Verzicht auf das europäische Patent nicht vorsieht und der Patentinhaber – selbst mit einer ausdrücklichen Verzichtserklärung – auf sein Patent weder ganz noch teilweise verzichten darf, kann dieser lediglich beantragen, sein Patent zu ändern. Mit einem Antrag, sein Patent beschränkt aufrechtzuerhalten, bringt der Patentinhaber grundsätzlich nichts weiter zum Ausdruck als den Versuch, sein Patent gegenüber Bedenken, die das EPA oder die Einsprechenden geäußert haben, abzugrenzen. Das Vorlegen der beschränkten Fassung besagt dagegen nicht, dass der Patentinhaber auf den Teil seines erteilten Patents, der über den beschränkten Antrag hinausgeht, unwiderruflich verzichtet. Dem Patentinhaber steht es im Einspruchsverfahren grundsätzlich frei, einen solchen Antrag jederzeit zurücknehmen oder nachträglich zu ändern, insbesondere das Patent wieder in der erteilten Fassung zu verteidigen, sofern darin nicht ein verfahrensrechtlicher Missbrauch liegt oder er durch das Verbot der reformatio in peius daran gehindert ist (vgl. T 123/85, ABl. 1989, 336; T 296/87, ABl. 1990, 195; T 155/88; T 225/88; T 217/90; T 715/92; T 752/93 vom 16. Juli 1996 date: 1996-07-16; T 1037/96; T 445/97; T 473/99; T 880/01; T 794/02; T 934/02; T 1213/05; T 1394/05; T 1150/11).
Nach der Rechtsprechung in T 123/85 (ABl. 1989, 336) ist dem Patentinhaber, der sein Patent im Einspruchsverfahren nur beschränkt verteidigt hat, grundsätzlich nicht verwehrt, im anschließenden Beschwerdeverfahren wieder zu einer breiteren oder der erteilten Fassung seines Patentbegehrens zurückzukehren. Diese Auffassung gilt allerdings in dem durch die Entscheidungen G 9/92 date: 1994-07-14 und G 4/93 (ABl. 1994, 875) vorgezeichneten Rahmen (die in T 369/91 date: 1992-05-15, ABl. 1993, 561 vorgebrachte Rechtsposition ist somit überholt). In T 1150/11 bestätigte die Kammer, dass nach ständiger Rechtsprechung zwischenzeitliche Einschränkungen des Patentbegehrens keinen ausdrücklichen Verzicht auf Teile des Patents bedeuten, sondern sind nur als Formulierungsversuche anzusehen, die das Patent gegenüber Einwänden abgrenzen. Die Kammer sah keine Veranlassung von dieser Rechtsprechung abzuweichen. S. auch T 385/15.
In G 1/10 (ABl. 2013, 194) urteilte die Große Beschwerdekammer, dass R. 140 EPÜ auch im Einspruchs- oder Beschränkungsverfahren nicht zur Berichtigung von Patenten herangezogen werden kann. Der Patentinhaber hat jedoch stets die Möglichkeit, im Einspruchs- oder Beschränkungsverfahren eine Änderung seines Patents anzustreben und dadurch die mutmaßliche Unrichtigkeit auszuräumen. Diese Änderung muss natürlich alle für Änderungen geltenden rechtlichen Erfordernisse erfüllen, einschließlich derer des Art. 123 EPÜ (s. für eine vollständige Zusammenfassung von G 1/10 Kapitel III.L.2.1.).