4. Verfahrensrechtliche Aspekte
4.1. Antragstellung auf Kostenauferlegung
Dies ist die 9. Ausgabe (2019) dieser Publikation; für die 10. Ausgabe (2022) siehe hier |
Die Praxis der Beschwerdekammern geht dahin, dass alle Anträge von Beteiligten, einschließlich etwaiger Anträge zu den Kosten, vor der Verkündung der Entscheidung in der mündlichen Verhandlung zu stellen sind, da die Entscheidung über die Kostenauferlegung in der Endentscheidung erfolgt (s. R. 88 (1) EPÜ zum Einspruchsverfahren). In dem konkreten Fall T 212/88 (ABl. 1992, 28) wurde allerdings der Antrag auf Kostenauferlegung ausnahmsweise auch danach noch berücksichtigt, da diese Praxis zum damaligen Zeitpunkt nicht veröffentlicht und daher den Beteiligten nicht bekannt war.
Die Kostenentscheidung kann auch als isolierte Entscheidung ergehen, wenn Einspruch und Beschwerde zurückgenommen worden sind (T 85/84, T 765/89).
Es besteht keine Grundlage für eine Entscheidung über die anderweitige Kostenverteilung, wenn die Partei, zu deren Gunsten die Entscheidung erginge, eine Kostenverteilung nicht beantragt und sogar ankündigt, dass sie eine eventuelle Entscheidung nicht vollstrecken würde (T 408/91, T 125/93).
Ein Kostenverteilungsantrag, den der Beschwerdegegner nur in seiner Eigenschaft als am Beschwerdeverfahren Beteiligter gemäß Art. 107 Satz 2 EPÜ 1973 stellt, ist als unzulässig zurückzuweisen, da er sonst gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen würde (T 753/92, T 514/01, T 1237/05).
Der Vorlage von Beweismitteln zur Stützung eines Antrags auf anderweitige Kostenverteilung wird in mehreren Entscheidungen der Beschwerdekammern große Bedeutung beigemessen (z. B. T 49/86, T 193/87, T 212/88, ABl. 1992, 28; T 404/89, T 523/89, T 705/90, T 776/90, T 306/93). So wurde in T 896/92 der Antrag auf anderweitige Kostenverteilung mangels ausreichender Substantiierung und ersichtlicher Billigkeitsgründe abgelehnt. Auch in T 193/87 (ABl. 1993, 207) lehnte die Kammer die beantragte Kostenverteilung ab, da der Beschwerdegegner keine Belege beigebracht hatte und sie ansonsten keine Billigkeitsgründe zu erkennen vermochte, die eine solche Kostenverteilung gerechtfertigt hätten.