2.1. Formalitäten und Zulassungsbedingungen
2.1.1 Erforderliche Qualifikation oder gleichwertige Kenntnisse
Dies ist die 9. Ausgabe (2019) dieser Publikation; für die 10. Ausgabe (2022) siehe hier |
Bewerber, die sich für die Prüfung registrieren lassen und anmelden wollen, müssen normalerweise ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Hochschuldiplom vorweisen, nämlich einen Bachelorabschluss oder einen gleichwertigen akademischen Abschluss, den sie in einem mindestens dreijährigen Vollzeitstudium erworben haben, wobei mindestens 80 % der zur Erlangung dieses Abschlusses absolvierten Kursstunden natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fächern gewidmet sein müssen (Art. 11 (1) a) VEP, R. 11 ABVEP, auch R. 12 ABVEP). Zu diesen Fächern zählen Bautechnik, Biochemie, Biologie, Chemie, Elektronik, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Maschinenbau, Mathematik, Medizin, Pharmakologie und Physik (R. 13 ABVEP). Eine rechtlich vorgeschriebene Mindestzahl an absolvierten Kursstunden ist nicht vorgesehen: für die Feststellung, ob das Diplom des Bewerbers als vorrangig (80 %) natur- und/oder ingenieurwissenschaftlich anzusehen ist, hat der Gesetzgeber die Zahl der Studienjahre (ein Mindestwert, der leichter zu ermitteln ist als die Stundenzahl) und den Anteil der natur- und/oder ingenieurwissenschaftlichen Kurse gewählt (D 13/14). In der Sache D 9/14 betonte die Kammer, dass die 80 % stets ausgehend von den erforderlichen Kursstunden für den jeweiligen Abschluss zu berechnen sind (im betreffenden Fall waren dies vier Jahre). Sie akzeptierte ferner, dass eine Berechnung auf der Grundlage von Leistungspunkten den Zwecken der R. 11 (2) ABVEP genügen kann, dass aber im Fall einer Diskrepanz zwischen der auf Kursstunden und der auf Leistungspunkten basierenden Berechnung Erstere verbindlich ist.
Ansonsten können gleichwertige Kenntnisse gemäß R. 14 ABVEP auch auf der Grundlage von mindestens zehnjähriger Erfahrung der in Art. 11 (2) a) VEP genannten Art nachgewiesen werden – s. auch in diesem Kapitel V.C.2.1.2 sowie die Auslegung der R. 14 ABVEP durch die Kammer in D 9/14.
In den ähnlichen Fällen D 1/12, D 2/12, D 3/12 und D 4/12 (s. auch D 9/14) kam die Kammer zu dem Schluss, dass der Beschwerdeführer weder ein Hochschuldiplom gemäß den oben genannten Kriterien besaß (insbesondere weil das Erfordernis bezüglich 80 % der absolvierten Kursstunden in natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fächern nicht erfüllt war) noch über ausreichende Berufserfahrung verfügte, die als Grundlage für gleichwertige Kenntnisse hätte dienen können. Während aber in den Fällen D 1/12 bis D 4/12 die Beschwerdeführer ihre praktische Ausbildung (s. in diesem Kapitel V.C.2.1.2) nach dem Inkrafttreten der geänderten VEP am 1.1.2009 aufgenommen hatten, hatten die Beschwerdeführer in D 7/14 und D 8/14 schon früher damit begonnen. In den beiden letzteren Fällen befand die Kammer, dass nach dem Grundsatz des Vertrauensschutzes und der Gleichbehandlung die VEP 1994 mit den zugehörigen ABVEP und Anweisungen gemäß der vor dem 1.1.2009 geltenden Praxis des Prüfungssekretariats anzuwenden ist (s. z. B. D 1/12). Auch unter Berücksichtigung der einschlägigen Rechtsprechung (insbesondere D 5/08) war die Kammer in beiden Fällen überzeugt, dass der Beschwerdeführer über die erforderlichen Qualifikationen nach den Vorschriften von 1994 verfügte.
Frühere Entscheidungen zu den VEP 1994 und den dazugehörigen Anweisungen betreffend die für die Zulassung zur europäischen Eignungsprüfung erforderlichen Qualifikationen sind D 15/04, D 17/04, D 18/04 und D 8/04, die in der "Rechtsprechung der Beschwerdekammern", 5. Aufl. 2006, besprochen werden, sowie D 5/08 und D 10/08.