5.8 Benennungen, Erstreckungen und Validierungen
5.8.009Unter bestimmten Bedingungen kann ein europäisches Patent auf Staaten erstreckt oder in Staaten validiert werden, die am internationalen Anmeldedatum nicht Vertragsstaat des EPÜ waren, aber ein entsprechendes Erstreckungs- oder Validierungsabkommen mit der Europäischen Patentorganisation abgeschlossen haben.
5.8.010Die Erstreckung oder Validierung eines europäischen Patents ist nur möglich, wenn der betreffende Staat in der internationalen Anmeldung für ein nationales Patent bestimmt wurde und das betreffende Erstreckungs- oder Validierungsabkommen mit der Europäischen Patentorganisation am internationalen Anmeldedatum in Kraft war (vgl. 2.13.001 und 2.14.001).
5.8.011Bei jeder in die europäische Phase eintretenden internationalen Anmeldung gilt die Erstreckung oder Validierung als für jeden in der Anmeldung bestimmten Staat beantragt, mit dem am internationalen Anmeldedatum ein Erstreckungs- oder Validierungsabkommen in Kraft war. Dieser Antrag gilt jedoch für jeden Erstreckungs- oder Validierungsstaat als zurückgenommen, für den nicht fristgerecht eine Erstreckungs- oder Validierungsgebühr entrichtet wird. Der Anmelder muss daher sorgfältig prüfen, für welche Staaten die Erstreckung oder Validierung möglich ist, und die erforderlichen Gebühren rechtzeitig entrichten (vgl. 5.8.001).
5.8.012Für jeden Erstreckungs- oder Validierungsstaat, in dem Patentschutz angestrebt wird, muss eine Erstreckungs- bzw. Validierungsgebühr gezahlt werden. Eine pauschale Erstreckungs- oder Validierungsgebühr gibt es nicht. Alle fälligen Gebühren müssen innerhalb der gleichen Zahlungsfrist wie die Benennungsgebühr gezahlt werden (vgl. 5.8.001).
5.8.013Der Anmelder kann in Feld 11 des Formblatts 1200 angeben, für welche Staaten er Erstreckungs- oder Validierungsgebühren entrichten will. Zusätzlich zu dem Kästchen für den Staat, mit dem am 1. Januar 2023 ein Erstreckungsabkommen in Kraft war – nämlich Bosnien und Herzegowina (BA) – bzw. mit denen am 1. Januar 2023 ein Validierungsabkommen in Kraft war – nämlich Kambodscha (KH), Marokko (MA), die Republik Moldau (MD) und Tunesien (TN) –, können weitere Staaten angegeben werden, sofern am internationalen Anmeldedatum ein Erstreckungs- oder Validierungsabkommen mit diesem Staat in Kraft war. Ein Beispiel ist Montenegro, das am 1. Oktober 2022 EPÜ-Vertragsstaat geworden ist, womit sein Erstreckungsabkommen mit Wirkung ab diesem Tag endete. Das Erstreckungssystem gilt trotzdem weiterhin für alle Euro-PCT-Anmeldungen mit einem internationalen Anmeldedatum bis einschließlich 30. September 2022 (vgl. 2.13.001 ff.).
5.8.014Bei der Zahlung muss der Anmelder die Erstreckungs- bzw. Validierungsstaaten angeben, für die er tatsächlich Gebühren entrichtet, und zwar anhand des korrekten Gebührencodes, der jedem einzelnen Erstreckungs- oder Validierungsstaat zugeordnet ist.68 Wird das EPA-Formblatt 1200 online eingereicht oder zur Vornahme von Zahlungen die Zentrale Gebührenzahlung verwendet, so wird beim Auswählen des entsprechenden Erstreckungs- bzw. Validierungsstaats automatisch der richtige Gebührencode eingetragen.
68Siehe "Verzeichnis der Gebühren und Auslagen" unter epo.org/applying/fees/fees_de.html.