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Patentwissen und Technologietransfer

Sicher haben Sie schon mal den Begriff Technologietransfer (oder kurz TT) gehört. Aber vielleicht fragen Sie sich, wie genau dieser vonstattengeht. Eine Erklärung liefert dieser Artikel, der einen kurzen Einblick geben soll, wie Patentwissen Ihnen helfen kann, Unternehmen zu finden, mit denen Sie kooperieren können.

TT kann verschiedenste Formen haben: von kleineren Know-how-Vereinbarungen in der Forschung bis hin zum transnationalen Verkauf und Vertrieb von Fortschrittstechnologien. Im EPA wird Technologietransfer wie folgt definiert:

Technologietransfer ist die – unentgeltliche oder durch eine Lizenzvereinbarung, Veräußerung oder gemeinsame Partnerschaft erfolgende – Überlassung von Technologie oder Know-how durch eine natürliche oder juristische Person an eine andere zum Zwecke der Umwandlung innovativer Entwicklungen in marktfähige Produkte.

Aus dieser Definition wird klar, dass ein Transfer meist dann zustande kommt, wenn die Entwickler oder Erfinder einer neuen Technologie selbst nicht in der Lage sind, den Entwicklungsprozess weiter voranzutreiben – sei es aufgrund mangelnder finanzieller Mittel (wenn z. B. ein Startup die klinische Prüfung eines neuen Arzneimittels nicht alleine finanzieren kann) oder aufgrund mangelnder Entscheidungsbefugnis (wenn z. B. eine staatlich finanzierte Forschungseinrichtung nicht unternehmerisch tätig werden kann). Etwas anderes ist es jedoch, wenn eine Risikokapitalfirma in ein Startup investiert oder ein Großkonzern Produkte intern entwickelt.

Technologie kann auf verschiedenen Wegen transferiert werden (siehe Grafik), am gängigsten aber ist die formelle Gewährung einer Lizenz für die Nutzung und Weiterentwicklung einer durch ein Patent geschützten Technologie.

Inwiefern kann Patentwissen den Technologietransfer ermöglichen? Viele erfinderische Ideen betreffen Technologien oder Erzeugnisse, die auf dem Markt noch nicht verfügbar und folglich nicht oder nur schwer mit gemeinfreien Produkten vergleichbar sind. Mithilfe von Espacenet und den Symbolen der Gemeinsamen Patentklassifikation (CPC), zwei wichtigen Instrumenten aus der Toolbox des Patentwissens, lassen sich ähnliche Erfindungen ausfindig machen und potenzielle Geschäftspartner identifizieren. Diese Informationen können dann als Grundlage einer TT-Strategie dienen.

Der Technologietransfer kann in zwei Richtungen laufen: Entweder sucht ein Erfinder oder eine Erfinderin jemanden, der ihn bzw. sie bei den nächsten Schritten unterstützt, oder eine Person mit einem Problem sucht jemanden mit einer innovativen Lösung.

Für Erfinder/innen auf der Suche nach Interessenten für ihre Erfindung kann eine Espacenet-Recherche zu Unternehmen mit ähnlichen Technologien im Portfolio führen. Ergebnis der Recherche können aber auch CPCSymbole sein, die man noch gar nicht berücksichtigt hat, deren genauere Betrachtung aber zu anderen Unternehmen aus naheliegenden, aber nicht unmittelbar verwandten Branchen führen kann. Dank Patentwissen und Patentrecherche könnte so eine Liste potenzieller Kandidaten entstehen, von denen manche vielleicht ursprünglich gar nicht in Betracht gezogen worden wären. 

Und wie steht es um jene, die ein technisches Problem haben und dafür eine innovative Lösung suchen? In diesem Fall können die CPC-Symbole helfen, die infrage kommenden technischen Bereiche einzugrenzen, was wiederum eine fokussiertere Suche in der Patentliteratur ermöglicht und zu einer effizienteren Lösungsfindung beiträgt.

Ist erst einmal ein potenzieller Geschäftspartner gefunden – sei es ein an der Erfindung interessiertes Unternehmen oder der Patentanmelder einer innovativen Lösung – können Kontakte geknüpft und Verhandlungen aufgenommen werden.

Als Praxisbeispiel sei nur die Firma Voltea genannt, bei der Patentwissen Teil der Unternehmensstrategie ist und die ein anderes Unternehmen übernommen hat, das Inhaber eines für Voltea geschäftskritischen Patents war:

"Voltea hat mithilfe des Feedbacks von Kunden und Vertriebspartnern sowie anhand von Reverse-Engineering, Claim-Chart-Analyse, Business Intelligence und Patentanalyse den Markt beobachtet, um mögliche Patentverletzer zu identifizieren. Im Zuge dieser Marktüberwachung entwickelte das Unternehmen aber auch einen proaktiven Ansatz für die Erkennung von Lizenzierungsmöglichkeiten für seine CapDI-Technologie und für die Kundenakquise, die Voltea zuvor gar nicht bewusst waren."

Wir hoffen, dieser Beitrag hat Ihnen einen kleinen Einblick gegeben, wie sich mithilfe von Patentwissen nützliche Indikatoren für die Definition einer TT-Strategie generieren lassen.

Schlagwörter: Technologietransfer, Innovation, EPO Case Studies, Espacenet  


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