Europäische Innovation bei anhaltend hoher Patentnachfrage nach wie vor robust
Der heute vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichte Patent Index 2024 zeigt, dass die Erfindungstätigkeit weiter floriert. Die Anmeldungen des letzten Jahres liegen auf dem gleichen hohen Niveau wie die Zahl im Jahr 2023.
Im vergangenen Jahr reichten Unternehmen und Erfinder/innen weltweit 199 264 Patentanmeldungen beim EPA ein. Nach drei Jahren mit deutlichem Wachstum, entspricht dies der Größenordnung des Vorjahres (-0,1 %). Während Patentanmeldungen aus Europa, einschließlich aller 39 EPA-Mitgliedstaaten, um 0,3 % stiegen, gingen Anmeldungen aus außereuropäischen Ländern leicht zurück (-0,4 %).
"Trotz politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten reichten europäische Unternehmen und Erfinder/innen im vergangenen Jahr mehr Patentanmeldungen ein. Das unterstreicht ihren technologischen Vorsprung und ihre kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung", sagt EPA-Präsident António Campinos. "Die Patentdaten des EPA sind eine wichtige Orientierungshilfe für Industrie, Politik und Investitionsprioritäten. "Wie die Berichte von Draghi und Letta anmahnen, muss Europa sein Innovationsökosystem verbessern und Erfinder/innen stärker dabei unterstützen, ihre Erfindungen zu skalieren und zu vermarkten, insbesondere in kritischen Bereichen wie grünen Technologien, KI und Halbleitern, um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben."
Computertechnologien übernehmen die Spitze
Die Computertechnologie, zu der Bereiche der künstlichen Intelligenz wie maschinelles Lernen und Mustererkennung gehören, lag mit 16 815 Patentanmeldungen im Jahr 2024 erstmals an der Spitze. Elektrische Maschinen, Geräte, Energie verzeichneten im vergangenen Jahr den größten Zuwachs (+8,9 % gegenüber 2023). Dieser ist auf die Fortschritte bei sauberen Energietechnologien zurückzuführen, insbesondere auf die Innovation bei Batterien (+24,0 %). Die digitale Kommunikation, die Erfindungen im Bereich der Mobilfunknetze umfasst, verzeichnete dagegen einen Rückgang um 6,3 %.
Globale und europäische Patenttrends
Spitzenreiter bei den europäischen Patentanmeldungen sind nach wie vor die Vereinigten Staaten, gefolgt von Deutschland, Japan, der Volksrepublik China und der Republik Korea. 43 % der Anmeldungen kamen aus den Mitgliedstaaten des EPA und 57 % waren außereuropäische Einreichungen (siehe Grafik Ursprung der Anmeldungen). Besonders deutlich war der Zuwachs in der Republik Korea (+4,2 %), die Volksrepublik China verzeichnete einen Anstieg um 0,5 %, während Unternehmen und Erfinder/innen aus den USA (-0,8 %) und Japan (-2,4 %) weniger Anmeldungen einreichten. Das Ranking der Top-10-Länder hat sich seit 2023 nicht verändert.
Das Aufkommen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA erhöhte sich auch im Jahr 2024 und zwar auf insgesamt 86 296 Anmeldungen (+0,3 %), obwohl die Einreichungen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten auf 68 392 Anmeldungen (-0,4 %) zurückgingen. Europäische Unternehmen und Erfinder/innen waren überdurchschnittlich stark in den Segmenten Computertechnik (+5,9 %) und Transport (+4,8 %) vertreten.
Schweiz und Vereinigtes Königreich verzeichneten größten Zuwachs unter den EPA-Mitgliedstaaten
Die beiden europäischen Spitzenreiter bei Einreichungen, Deutschland (+0,4 %) und Frankreich (+1,1 %), konnten 2024 leicht zulegen. Bei den europäischen Ländern mit mehr als 5 000 Anmeldungen pro Jahr konnten die Schweiz (+3,2 %) und das Vereinigte Königreich (+3,1 %) am deutlichsten zulegen. Bei Patentanmeldungen pro Kopf lag weiterhin die Schweiz an der Spitze, gefolgt von mehreren nordischen Ländern (siehe Grafik Patentanmeldungen pro Million Einwohner).
Auch in europäischen Ländern mit mehr als 1 000 Anmeldungen pro Jahr stiegen die Anmeldezahlen deutlich, darunter Irland (+4,4 %), Spanien (+3,0 %) und Finnland (+2,7 %).
Unterschiedliche Quellen von Innovation: Großunternehmen leisten den wesentlichen Beitrag
Samsung war im Jahr 2024 der neue Top-Anmelder beim EPA (nach dem Spitzenplatz im Jahr 2020), Huawei fiel auf Platz zwei, gefolgt von LG, Qualcomm und RTX. Unter den Top 10 befinden sich vier Unternehmen aus Europa, zwei aus der Republik Korea, zwei aus den USA und jeweils eines aus der Volksrepublik China und Japan.
An beinahe jeder vierten Patentanmeldung ist eine Frau als Erfinderin beteiligt
Im Jahr 2024 war an 25 % aller beim EPA eingereichten Patentanmeldungen aus Europa mindestens eine Erfinderin beteiligt. Unter den größeren europäischen Patentanmeldeländern (mit mehr als 2 000 Anmeldungen) führte Spanien mit 42 %, gefolgt von Belgien (32 %) und Frankreich (31 %).
Kleine Unternehmen nutzen das Patentsystem zur Innovationsförderung
Im Jahr 2024 wurden 22 % aller Patentanmeldungen aus Europa von Einzelpersonen bzw. kleinen und mittelständigen Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten eingereicht. Weitere 7 % kamen von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen (siehe Grafik Anmelder nach Kategorie). Dies unterstreicht die Attraktivität des Patentsystems für kleinere Anmelder, was durch die seitens des EPA im April 2024 reduzierten Gebühren für Kleinstunternehmen, Einzelpersonen, Non-Profit-Organisationen, Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen noch verstärkt wurde.
Einheitspatent übertrifft im zweiten Jahr seines Bestehens die Erwartungen
Das im Jahr 2023 gestartete Einheitspatentsystem gewinnt weiter an Dynamik. Es bietet Erfinderinnen und Erfindern mit einem einzigen Antrag beim EPA einfacheren und leichter zugänglichen Patentschutz in 18 EU-Mitgliedstaaten. Für 25,6 % aller vom EPA erteilten europäischen Patente, die im Jahr 2024 erteilt wurden, war einheitliche Schutzwirkung beim EPA beantragt worden. Insgesamt wurden mehr als 28 000 solcher Anträge gestellt – ein Anstieg von 53 % im Vergleich zu 2023 (18 300 Anträge). Patentinhaber aus den Mitgliedstaaten des EPA zeigten mit der Umwandlung von 36,5 % ihrer europäischen Patente in Einheitspatente das meiste Interesse, gefolgt von Firmen aus der Republik Korea (18,9 %) und der Volksrepublik China (17,9 %) mit einem deutlichen Anstieg, und Firmen aus den USA (16,0 %) und Japan (7,9 %). Die meisten Anträge wurden von Johnson & Johnson, Siemens, Samsung, Qualcomm und der Volvo Group eingereicht. Kleinere Anmelder tendieren sogar noch mehr dazu, das System zu nutzen, wobei europäische KMU und Hochschulen eine Akzeptanzrate von 57,5 % aufweisen.