Universitäre Forschung bringt laut neuem EPA-Bericht mehr als 10 % aller Erfindungen in Europa hervor
- Führende Länder sind Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien. Die Hälfte aller universitären Patentanmeldungen stammt von einer kleinen Gruppe europäischer Hochschulen (5 %)
- Die Studie belegt die entscheidende Rolle der Universitäten für Innovation in Europa, aber auch die Herausforderungen der im Draghi-Bericht zitierten Marktfragmentierung
- Kostenloses Tool Deep Tech Finder um mehr als 10 000 Profile investitionsbereiter europäischer Startups, Spin-outs und Universitäten mit europäischen Patentanmeldungen erweitert
München, 22. Oktober 2024 – Erfindungen in Bereichen wie Impfstoffe, der mRNA-Forschung, Materialwissenschaften oder auch die Fortschritte in der Lasertechnologie – alle verdanken sie ihre Existenz der Hochschulforschung. Ein neuer, vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichter Bericht stellt fest, dass die Zahl der Patentanmeldungen für Erfindungen, die an europäischen Universitäten entwickelt werden, in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen hat und heute 10,2 % aller Patente ausmacht, die von europäischen Anmeldern beim EPA eingereicht werden. Das kostenlose EPA-Tool Deep Tech Finder wurde zudem erweitert und umfasst nun fast 900 Universitäten und über 1 500 Spin-outs, so dass es für Investoren einfacher ist, sich mit Tausenden investitionsbereiter Start-ups und/oder Universitäten mit europäischen Patentanmeldungen zu vernetzen.
Der Bericht, die erste umfassende Analyse dieser Art, stützt sich auf Daten zu 1 200 europäischen Universitäten, die zwischen den Jahren 2000 und 2020 Patentanmeldungen beim EPA generiert haben. Die Studie berücksichtigt auch sogenannte indirekte Anmeldungen, die von anderen Einrichtungen angemeldet werden, in denen aber Forschende von Universitäten als Erfinderinnen und Erfinder genannt werden.
"Europa kann auf eine lange Tradition akademischer Exzellenz blicken, doch manchmal fällt es uns schwer, Forschung in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen", sagt EPA-Präsident António Campinos. "Diese Studie beleuchtet den akademischen Erfindungsreichtum in Europa mit dem Ziel, ihn stärker in Politik und Strategien zu berücksichtigen. Universitäten können ihren Einfluss verstärken, indem sie Patente über Lizenzierungen, Kooperationen oder Ausgründungen verwerten und damit sowohl deren Marktwert als auch die gesellschaftliche Bedeutung steigern. Wie der Draghi-Bericht jüngst deutlich gemacht hat, bleibt noch viel zu tun, um einen einheitlichen Markt für Forschung und Technologie in Europa zu schaffen, da 10 % der Start-ups mit europäischen akademischen Patenten ihren Hauptsitz in den USA haben“.
Patentbesitz von Universitäten nimmt zu, aber mehr europaweite Zusammenarbeit erforderlich
Zwei Drittel aller Patentanmeldungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten aus Hochschulen stammten, wurden nicht direkt von diesen selbst eingereicht, sondern von anderen Organisationen, meist Unternehmen. 30 % dieser Anmeldungen entfielen allein auf kleine und mittelständische Unternehmen. Allerdings haben europäische Universitäten die Patentierung ihrer akademischen Erfindungen erheblich verstärkt: Der Anteil stieg von 24 % aller akademischen Patentanmeldungen im Jahr 2000 auf 45 % im Jahr 2019. Das weist auf einen deutlichen Wandel in Strategie und Politik im Bereich des geistigen Eigentums hin.
Laut der Studie sind Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien führend bei der Gesamtzahl akademischer Patente. Die Hälfte dieser Anmeldungen entfällt in Europa auf eine kleine Anzahl von Universitäten (5 % der 1 200 Hochschulen in der Studie, darunter die Université Grenoble Alpes, die Technische Universität München, Oxford University, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, die Universität Kopenhagen und das Polytechnikum Mailand). Sie beziehen sich vor allem auf Natur- und Ingenieurwissenschaften und werden von speziellen Einrichtungen für den Wissenstransfer unterstützt. Im Vergleich dazu tragen 62 % der anderen Universitäten lediglich 8 % der Erfindungen bei. Aber gerade die Gruppe kleinerer Hochschulen, die weniger Patente generieren, spielen in ihrem nationalen Innovationsökosystem eine wichtige Rolle. Die Studie untersucht auch die Zusammenarbeit bei akademischen Erfindungen, die häufig noch auf lokale Partner im selben Land beschränkt ist. Dies lässt darauf schließen, dass in Europa für länderübergreifende Verbindungen mehr Potenzial vorhanden ist.
Recherche zu Universitäten und ihren Ausgründungen
Die Studie, die von der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie des EPA in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) durchgeführt wurde, beinhaltet das erste Langzeit-Mapping von Patenten, die ihren Ursprung in europäischen Hochschulen haben, sowie der Herausforderungen für die Hochschulen bei der kommerziellen Verwertung ihrer Erfindungen. Sie berücksichtigt einige der Handlungsfelder, die Mario Draghi in seinem Bericht über die europäische Wettbewerbsfähigkeit aufgezeigt hat[1].
Investoren mit investitionsbereiten Startups in Europa verbinden
Das EPA hat seine kostenlose Plattform "Deep Tech Finder" (DTF) dahingehend erweitert, dass Nutzer neben investitionsbereiten Startups mit europäischen Patenten oder Patentanmeldungen nun auch Universitätspatente und deren Ausgründungen auffinden können. Dieses kostenlose Online-Tool stellt Informationen zu rund 900 europäischen Universitäten sowie die Unternehmensprofile und Patentportfolios von mehr als 1500 Spin-outs zur Verfügung. Der verbesserte DTF vereinfacht stärker als zuvor die Verbindung zwischen Wissenschaft und Investmentbranche. Mit diesem Upgrade bekräftigt das EPA sein Engagement für die Förderung von Deep-Tech-Innovationen in ganz Europa.
Weitere Informationen
- Lesen Sie den vollständigen Bericht
- Nehmen Sie an der hybriden Veranstaltung am 22. Oktober teil, in deren Rahmen die wichtigsten Ergebnisse der Studie erörtert werden
- Finden Sie Hochschulen mit europäischen Patenten – und ihre Ausgründungen – mithilfe des Deep Tech Finder des EPA
Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / EPA-Sprecher
EPA-Pressestelle
press@epo.org
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist ferner weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
[1] The future of European competitiveness – A competitiveness strategy for Europe, Bericht von Mario Draghi (September 2024)