Direkte Hilfe vor Ort: Helen Lee gewinnt Europäischen Erfinderpreis für HIV-Schnelltest in Entwicklungsländern
- Forscherin der Universität Cambridge gewinnt den Publikumspreis des Europäischen Erfinderpreises 2016
- Klare Favoritin der Öffentlichkeit: Fast zwei Drittel der online abgegebenen Stimmen gingen an die Hämatologin
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Das überwältigende Votum des Publikums für Helen Lee würdigt ihren außerordentlichen Beitrag zur frühzeitigen Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten in den bedürftigen Regionen der Welt."
Lissabon/München, 9. Juni 2016 - Ihre Erfindung robuster und kostengünstiger Diagnose-Kits für Infektionskrankheiten wie HIV in strukturschwachen Regionen hat sich durchgesetzt: Mit einem eindeutigen Votum von 64 Prozent der 56 700 abgegebenen Online-Stimmen - dem höchsten Ergebnis das je erzielt wurde - erhielt Helen Lee (Großbritannien/Frankreich) heute im Rahmen der feierlichen Verleihung des Europäischen Erfinderpreises 2016 in Lissabon den begehrten Publikumspreis.
„Helen Lees jahrelange Arbeit an der Entwicklung einfach einsetzbarer Schnelltests für hoch ansteckende Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis B wurde von der Öffentlichkeit gewürdigt", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Das deutliche Votum belegt die große Bedeutung der Point-of-Care Diagnostik in Regionen ohne flächendeckende medizinische Versorgung. Lee hat einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, Infektionskrankheiten dort frühzeitig erkennen und behandeln zu können."
An der Preisverleihung nahmen 600 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, IP und Wissenschaft teil. Eröffnet wurde der Festakt in der Lissaboner MEO Arena durch EPA-Präsident Benoȋt Battistelli, den portugiesischen Ministerpräsidenten António Costa und Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation.
Mit großem Vorsprung zum Preis
Vom 26. April bis zum 31. Mai war die Öffentlichkeit aufgefordert, für ihren Erfinder aus den 15 Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2016 abzustimmen. Helen Lee erhielt mehr als 36 300 Stimmen, was dem Rekordergebnis von 64 Prozent aller 56 700 online abgegebener Stimmen entspricht (2015: 46 800 Stimmen). Sie erzielte damit mit Abstand das beste Ergebnis, das ein Finalist des Europäischen Erfinderpreises seit Einführung der Kategorie im Jahr 2013 für sich verbuchen konnte. Die übrigen Preisträger in den Kategorien „Industrie", „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)", „Forschung", „Außereuropäische Staaten" und „Lebenswerk" wurden von einer internationalen Jury gewählt.
Der Europäische Erfinderpreis wurde in diesem Jahr zum elften Mal verliehen. Er wird jährlich vom Europäischen Patentamt vergeben, um herausragende Erfinder aus Europa und der Welt zu würdigen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zu sozialer Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben.
Ein Leben für die Forschung
„Ich denke, das Wichtigste im Leben ist, etwas Nützliches zu tun", sagt Helen Lee über ihre Arbeit. Ihr Unternehmen „Diagnostics for the Real World", ein Spin-off der Universität Cambridge, stellte den Diagnosetest SAMBA im Jahr 2011 vor. Seitdem wurden rund 40 000 Patienten in Malawi und Uganda mit seiner Hilfe auf HIV getestet. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Verfahren: SAMBA untersucht eine Blutprobe auf den genetischen Code der Viren und nicht wie bisherige Tests auf Antikörper - so lassen sich HIV bereits bei Kleinkindern unter 18 Monaten nachweisen bzw. eine Virenbelastung konstant überwachen. Darüber hinaus ist SAMBA robust, einfach einsetzbar und liefert innerhalb von Minuten präzise Ergebnisse, was einen problemlosen Einsatz des Diagnose-Kits in Entwicklungsländern ohne Laborinfrastruktur oder medizinisch geschultes Personal ermöglicht. Der Nachfolger SAMBA II, der noch schnellere Diagnosen liefert und auf weitere Krankheiten hin testet, befindet sich derzeit bereits in klinischen Studien.
Lee hat ihr Leben der Forschung in Frankreich und Großbritannien gewidmet und leitet die Diagnostics Development Unit der Universität Cambridge, die zwölf Patentfamilien mit 20 nationalen Patenten im Bereich der Diagnosetests besitzt. „Menschen denken, dass man clever sein muss, um etwas zu erfinden. Aber ich denke, es ist die Ausdauer, die Beharrlichkeit", sagt Lee. „Diagnostics for the Real World" arbeitet eng mit Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen zusammen und behält maximal 15 Prozent der erwirtschafteten Gewinne ein. Ihre Forschung ermöglicht Patienten auf der ganzen Welt Zugang zu medizinischer Diagnostik. „Wenn ich sehe, dass unsere unmittelbaren Ergebnisse etwas in ihrem Leben bewirken, dann wirft man einen Blick auf die Anstrengung und sagt, ja, das war es wert."
Medienmaterial für Helen Lee
Kurzes Video über die Erfinderin (YouTube)
Download von Filmmaterial in höchster Sendequalität (HD): Deutsche Fassung und B-roll (Vimeo)
Weiteres Video- und Bildmaterial
Lesen Sie mehr über die Erfinderin
Der Blick auf die Patente: EP1301627 , EP1301628 , EP1301629 , EP1325151 , EP1336105
Anmerkung für die Redaktionen: Verfügbarkeit von AV und Bildmaterial am 9. Juni 2016 |
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