Anlässlich der „Langen Nacht der Münchner Museen“ öffnet das Europäische Patentamt seinen Hauptsitz an der Isar und gewährt nicht alltägliche Einblicke hinter die Kulissen der Behörde, und zwar vom Keller bis zum obersten Stock: Den Besucherinnen und Besuchern der „Langen Nacht der Münchner Museen“ werden sowohl Führungen durch die Sammlung zeitgenössischer Kunst als auch Überblickstouren durch die mittlerweile denkmalgeschützte Architektur des markanten zehngeschossigen Baus mit vorgehängter Glasfassade geboten, der zwischen 1976 und 1980 vom renommierten Architekturbüro von Gerkan, Marg & Partner errichtet wurde. Denkmaleigenschaft besitzt das Gebäude vor allem wegen seiner geschichtlichen, seiner künstlerischen und seiner städtebaulichen Bedeutung. Mit ihm bezog erstmals eine europäische Institution ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland. Die Hochhaustouren lassen die Klassiker der Sammlung aus nächster Nähe erlebbar werden, z.B. den Blauen Ritter von Bernhard Luginbühl, die Kinetischen Lichtbrechungen von Rolf Lieberknecht oder das Rondeau Musical von Fausto Melotti. Einige etablierte Künstler der Gegenwart bespielen ganze Etagen des Hochhauses (Jaroslaw Flicinski, Esther Stocker, Ekrem Yalcindag, José Loureiro, Malene Landgreen). Im fünften Stock werden Neuerwerbungen junger aufstrebender Kunst gezeigt (Arjan Shehaj, Kristi Kongi, Afra Eisma). Sogar in den ehemaligen Telefonzellen lässt sich Kunst entdecken (Günter Uecker, Attila Csörgö, Klemens Schillinger, Jean Tinguely). Eine besondere Attraktion ist der Kulturraum A&T5-10 im Untergeschoss des Gebäudes, der aus der Neukonzeption einer rund 3000 qm großen Fläche entstanden ist und letztes Jahr aus Anlass des 50 Jahr-Jubiläums der Unterzeichnung des Europäischen Patentübereinkommens eingeweiht wurde. Die Räume beherbergten ursprünglich die hauseigene Druckerei, ein Materiallager für Bürobedarf sowie ein umfangreiches Aktenarchiv, wurden aber infolge des digitalen und ökologischen Wandels nicht mehr benötigt und nun zu einem neuen Lern- und Erlebnisort für MitarbeiterInnen, SchülerInnen und BesucherInnen umgestaltet. Der Kulturraum A&T5-10 thematisiert einen spannenden Mix aus Projekten an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst, Technologie, Gesellschaft, Architektur und Design, Gastro- und Coworking Space auf 3000qm und beinhaltet eine Reihe von Ausstellungen: Ein Lab zum Thema „Transformation“ mit zehn, z.T. neu erworbenen Positionen der Gegenwartskunst (Wolfgang Tillmans, Irene Sauter, Jan-Robert Leegte, Tom Burr, Péter Szalay, Jānis Dzirnieks, AVPD (Aslan Vibæk/Peter Døssing), Thomas Feuerstein, Dorotea Dolinšek, Davide Quayola) Ein immersiver Project space, „Deep vision“, mit digitalen Auftragsarbeiten von Quadrature („Pulse of the EPO“) und Ars electronica („Gigapixel“) Eine von Esther Stocker als Auftragsarbeit konzipierte Bar („Cosmic Bar“) Ein Schaulager mit über 350 Werken der zeitgenössischen Kunstsammlung des EPA Eine Ausstellung zum Thema „Kunst und Klimawandel“ in der früheren Druckerei Die Sektion Next Generation Statements: CoLab for International Peace – junge Kunst aus Estland und der Ukraine zu Gast im Europäischen Patentamt Eine Dauerausstellung zur Geschichte und Architektur des Europäischen Patentamts In der neuen Sonder-Ausstellung „Transformation“ geht es um drängende Themen und Fragen unserer digitalisierten Gesellschaft im Umgang mit technologischem Fortschritt: Reflektieren wir ausreichend über unser Online-Verhalten in Bezug auf die Risiken von Big data? Wie lernt Künstliche Intelligenz? Inwiefern verändern Robotik und zunehmende Automatisierung die Rolle des Menschen bei der Entwicklung von Innovationen? Warum sind wir permanent online erreichbar und wie verändert das unsere Erfahrung von Zeit? Wie fragil ist unser Verhältnis zur Natur? Und können andere Planeten nicht nur bereist, sondern auch durch geeigneten Nahrungsmittelanbau bewohnbar werden?